Author Archive | Manuela di Bari

Mitgliederrundbrief vom 31. Dezember 2023

Wilstedt, 31. Dezember 2023

Guten Tag liebe Mitglieder,

nach den sicher vielfachen kulinarischen Weihnachtsgenüssen wünschen wir allen noch entspannte Tage bis zum Jahreswechsel und dann einen erfreulichen Start in das neue Jahr mit besten Wünschen für die Gesundheit.

Bereits am 31.Oktober endete das Geschäftsjahr unserer Genossenschaft, mit dem wir uns, abweichend vom Kalenderjahr, an den Ernterhythmus der Olive anpassen. Die Inventur ist beendet, und bei einem ersten Überblick werden wir nach dem Verlust im letzten Jahr das Geschäftsjahr wieder mit einem wenn auch kleinen positiven Betriebsergebnis abschließen. In dem schwierigen Umfeld der anhaltenden multiplen Krisen mit der allgemein spürbaren Kaufzurückhaltung war das kein leichtes Unterfangen. Das vor uns liegende Geschäftsjahr 2023/24 wird uns nicht weniger stark herausfordern und in manchen Belangen vor neue Situationen stellen, die auch neue Antworten erfordern.

Nach den erntestarken Jahren 2020/21 mit einer europäischen Gesamtproduktion von 2,1 und 2021/22 mit 2,3 Millionen Tonnen Olivenöl, sank sie 2022/23 auf nur noch 1,4 Millionen Tonnen. Mit Überhängen aus dem Vorjahr konnte das geringe Angebot die Nachfrage noch ausgleichen. Die Ernte 2023/24 fiel nun mit 1,3 Millionen Tonnen erneut niedriger aus als sie die bisher übliche Nachfrage decken kann. (Alle Daten sind der Eurostat-Statistik entnommen.) So haben wir erstmals die allgemeine Marktsituation, dass eine Missernte nicht durch Überhangmengen aus dem Vorjahr ausgeglichen werden kann und die Nachfrage das Angebot in größerem Umfang übersteigt.

Länger ist es schon zu beobachten, dass Olivenöle aus den wöchentlichen Werbeprospekten der Discounter verschwunden sind und ein kontinuierlicher Anstieg der Preise für Olivenöl in den Supermärkten und Discountern festzustellen ist. Verbraucher und Verbraucherinnen werden damit schrittweise an zu erwartende hohe Preise für die kommende Saison herangeführt. Kostete bei Discountern im Frühjahr eine 0,75l Flasche Olivenöl noch 4,39 Euro, steht sie aus der gleichen Ernte 2022/23 in gleicher no name-Qualität aus EU-Anbauländern bereits bei fast 10,00 Euro im Regal. Trotz der gleich gebliebenen Einkaufspreise der letzten Ernte ergeben sich dadurch höhere Gewinnmargen, die gerne mitgenommen werden. Auch in den Rezeptempfehlungen der Werbeschriften des Handels kommt Olivenöl nur noch selten vor, stattdessen werden Raps- und Sonnenblumenöl empfohlen, die als raffinierte Speiseöle nun zu den früheren Preisen für Native Olivenöle Extra angeboten werden, womit sich auch ihr Preis mehr als verdoppelt hat.

 

Was ist passiert?

Auch in unseren Breiten führte der Klimawandel in diesem Jahr zu größeren Verlusten der Landwirte. Was sich in mediterranen Regionen schon länger abzeichnet, überzog in diesem Jahr viele Regionen auf der Welt und in ganz Europa, oft in extremer Ausprägung. Zur „falschen Zeit gab es immer das falsche Wetter“. Im Juli konnte wegen häufigen Regens bei uns in Norddeutschland die Weizenernte nicht begonnen werden, die Körner verloren mit jedem Regentag an Qualität, so dass das Korn zum Schluss nicht mehr als Brotgetreide, sondern nur noch für die Biogasanlage taugte. Und auch Kartoffeln verfaulten vielfach in zu nasser Erde. Zur Blütezeit der Olivenbäume im Frühjahr war es in manchen Regionen mit Temperaturen von bis zu 40°C zu trocken und zu heiß, so dass viele Blüten vertrockneten. Im Anschluss daran folgte wochenlanger Regen, so dass noch erhalten gebliebene Blüten verfaulten und sich keine Fruchtansätze bildeten. Allein in Andalusien führt das zu einem Ernteausfall von in etwa 40% im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt (Quelle: Olive Oil Production Forecast der ESAO – Escuela Superior del Aceite de Oliva). Da Spanien fast 45% des weltweiten Anteils an Olivenöl produziert, hat allein dieser Verlust schon erhebliche Auswirkungen auf das Marktgeschehen. Abgesehen von einigen klimatischen Nischen erfassten die fatalen Wetteranomalien alle mediterranen Regionen. Ein Beispiel: Im September fegte ein Hagelsturm mit faustgroßen Eisklumpen durch das mittlere Apulien, beschädigte sehr viele Oliven und dezimierte eine bis dahin hoffnungsvolle Ernte stark. Unsere Oliviers von der Cooperative Emanuel De Deo aus Minervino und Giuseppe Lombardi aus Andria im nördlichen Apulien hatten Glück, ihre Haine blieben davon verschont.

Aber auch wer sich, wie auch Gunther & Klaus Di Giovanna auf Sizilien, noch auf erträgliche Mengen von Oliven an seinen Bäumen gefreut hatte, schaute in der Olivenmühle dann auf nur geringe Mengen Olivenöl, die aus dem Separator flossen. Langanhaltende Trockenheit, die wie auf Sizilien über vier Monate andauerte, hatten die Oliven „nicht gefüllt“. Als Besonderheit unter Früchten bildet die Olive aus dem Fruchtzucker, der sich wie in jeder Pflanze über die Fotosynthese in den Pflanzen- oder Fruchtzellen bildet, eine einfach ungesättigte Fettsäure – das Olivenöl – aus, als eine besonders stabile Form der Energiereserve. Die Pflanze oder Frucht benötigt für die Zuckerbildung Licht, CO2, Chlorophyll und Wasser. Dort, wo der sonst ab September wiedereinsetzende Regen ausblieb, bildete sich daher nur wenig Fruchtzucker und in der Folge auch nur wenig Olivenöl.

 

Was kommt auf uns zu?

Die ökologischen und klimatischen Herausforderungen
Witterungsbedingte Missernten gab es immer mal wieder. Sie blieben zumeist aber regional begrenzt, so dass wir mit solidarischen Unterstützungen wie dem OlioSoli den Betroffenen helfen und fehlende Mengen über andere Oliviers ausgleichen konnten. Ungünstige Klimatische Einflüsse mit außerordentlichen Folgen für die Ernte haben sich in den letzten Jahren aber in immer schnelleren Folgen gehäuft.

Für Dimitrios Sinanos (Olivenöl No.23) fällt die Bilanz der letzten sechs Jahre mit zwei sehr guten, zwei knapp mittelmäßigen und zwei Totalausfällen der Ernte besonders bitter aus. Auch in diesem Jahr hängen in der ganzen Region Korinth wieder nahezu keine Oliven an den Bäumen. Dimitrios wird nun versuchen, mit anderer Arbeit Geld zu verdienen, um seine sechsköpfige Familie zu ernähren. Erspartes wird noch reichen, um die landwirtschaftlichen Kosten zur Vorbereitung der nächsten Ernte zu bezahlen. Wenn diese dann nicht erfolgreich wird, stellt sich für ihn die Existenzfrage als Olivenlandwirt. Aktuell steht er mit seiner Situation stellvertretend für sehr viele der kleineren und mittelgroßen Olivenlandwirte in allen mediterranen Regionen.

Auch Ioannis Fronimakis hat zusammen mit seiner Nichte Maria und seinem Neffen Niko einen nahezu totalen Ausfall der Ernte zu beklagen. Hier kam zu den heißen und trockenen Tagen zur Blütezeit im Frühling ein weiterer Verlust durch unzeitig frühen Regen im Sommer dazu, der die Populationen der Olivenfliegen zu früh entstehen ließ. Das wenige Olivenöl, das aus den nun vielfach von Larven beschädigten Oliven gewonnen werden konnte ergab mit hohen Säuregradwerten nur Lampant-Olivenöl, eine Qualität, die ohne vorherige Raffination nicht zum Verzehr geeignet ist.

Allein die Umstellung auf kontrolliert biologischen Anbau reicht nicht mehr aus
Mit der Umstellung auf kontrolliert ökologischen Anbau haben wir von Anbeginn die Olivers unterstützt, damit sie ihre intensive Landwirtschaft stärker in den Einklang mit der Natur bringen können. Angesichts der wachsenden Geschwindigkeit des Klimawandels diskutieren wir schon länger noch tiefgreifendere Maßnahmen. Mit der Bildung einer Fachgruppe zu Methoden der Agroforstwirtschaft suchen wir neue Wege für eine Transformation des Olivenanbaus, um insbesondere die Widerstandskraft der Böden mit größerer Fähigkeit zur Wasserspeicherung gegen die Folgen des Klimawandels zu stärken. In den Herbst-Auskünften hatten wir über die Fortschritte dazu berichtet. Allein die Klimasituation in diesem Jahr wird uns mit ihren Folgen „kaum Luft zum Atmen geben“, auch weil die Klimaforscher für das kommende Jahr keine Besserung prognostizieren.

Die preislichen Herausforderungen
Mit den klimabedingten Ernteausfällen und der vielfachen Ertragsschwäche der verbliebenen Oliven wird die weltweite Nachfrage für das kommende Jahr nur noch zu ca. 60% gedeckt werden. Wie eingangs ausgeführt, hat es das in diesem Umfang bisher noch nicht gegeben. Damit stehen wir vor einem hochspekulativen Markt, in dem die Tonne Olivenöl durchschnittlich 61% teurer gehandelt wird und der Verbraucher bereits jetzt 43,5% mehr bezahlen muss als im Vorjahresmonat, obwohl das Olivenöl der aktuellen Ernte nur vereinzelt auf den Markt gekommen ist (Statistisches Bundesamt). In den mediterranen Ländern ist Olivenöl nicht ein, sondern das Grundnahrungsmittel. Ein relevanter Teil der Bevölkerung wird sich Olivenöl zu diesen Preisen gar nicht mehr leisten können. So berichten unsere Oliviers aus ihren Regionen, dass sich derzeit private Haushalte mit dem Kauf von 20 Liter-Kanistern Olivenöl noch aus den Angeboten der Ernte 2022/23 die Keller voll stellen.

Auch unsere Erzeugerpartner und -partnerinnen sind von Ausfällen betroffen und auch bei guter Ernte können sie sich nicht vollständig der Marktdynamik entziehen. Mit den Abwehrmaßnahmen gegen die Klimafolgen haben sich ihre landwirtschaftlichen Kosten in diesem Jahr überproportional erhöht. So suchte Jose Gálvez (Olivenöl No.13) recht erfolgreich die Blüten und Fruchtansätze durch Bewässerung bei der Hitze und Trockenheit zur Blütezeit zu retten. Allerdings stiegen damit seine Wasserkosten um 30% und Wasser ist in den mediterranen Ländern schon lange kein billiges Gut mehr.

In all diesen Auswirkungen werden auch wir von den größeren Preiserhöhungen nicht unberührt bleiben, wenngleich unser Konzept der solidarischen Landwirtschaft mit langen Partnerschaftsbeziehungen uns dabei Spielräume ermöglichen wird, die andere nicht haben.

Kurz- und langfristige Aktivitäten und Maßnahmen werden gleichermaßen dringlicher

Mit der jetzt eingetretenen Situation wird die bereits länger schon eingeleitete größere Dynamik der Klimaveränderungen nun unübersehbar. Die vor uns liegende Zuspitzung wird nach einem Jahr nicht verschwunden sein, auch wenn die Ernte dann vielleicht wieder besser ausfällt. Die darunter liegenden, klimabedingten Strukturprobleme werden auf hohem Niveau weiterwirken und großen Einfluss auf die Ökonomie behalten. Mit unserem Konzept der Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft und der solidarischen Landwirtschaft konnten wir Ernteausfälle und vereinzelte Krisen bisher noch gut mit dem OlioSoli abfedern. Aber der Geschwindigkeit wegen, mit der sich Krisenzuspitzungen häufen werden – womit wir in dieser Form nicht rechnen konnten –, werden wir unsere Bemühungen weiter ergänzen und konzeptionell erweitern müssen. Das wird leider nicht alles so schnell gehen, wie wir uns das gerne wünschen. Vieles von dem, was wir begonnen haben – wie Agroforstwirtschaft und Kreislaufwirtschafts-Olivenmühle –, befindet sich noch im Stadium der Forschung und Entwicklung, des Experiments, der Erprobung und muss in langen Zeiträumen gedacht werden. Wie erfolgreich die Veränderungen sein werden und welchen nachhaltigen Einfluss sie auf die Natur und das Klima nehmen können, zeigt sich frühestens nach fünf bis fünfzehn Jahren.

Die Herausforderung der kommenden Olivenölkampagne wird daher eine doppelte sein: zum einen an diesen Projekten festzuhalten und sie schneller voranzubringen, zum anderen mit einem Bündel von ökonomisch wirksamen, kleinteiligen und solidarischen Maßnahmen die notwendigen Preiserhöhungen in einem Rahmen zu halten, der es allen ermöglicht, weiterhin genießerische Freunde des Olivenöls zu bleiben.

Erste Ansätze

· Mit der Erweiterung des Ein-Euro-Museumstalers zum Ein-Euro-Klimataler stärken wir die ökonomische Basis für landwirtschaftliche Transformationsprojekte, die wir zunächst auf den arteFakt Museums- und Patenschafts-Olivenhainen in Apulien und auf Kreta als Pilotstudien durchführen. Bei jeder Bestellung kann das hier gern mit nur einem Euro als Spende unterstützt werden.

· Mit der Einrichtung des Social-Partnership-Fonds zur Gewährung des Kaufs eines Jahresvorrates auf Raten für jene, deren monatliches Budget die Reserve dafür nicht hergibt, stärken wir den gemeinschaftlichen Zusammenhalt auch der Konsumenten und Konsumentinnen untereinander. Zum Füllen des Fonds haben bereits fast einhundert arteFakt-Freunde ein zinsfreies Kleindarlehen von ein- bis zweihundert Euro für ein Jahr zugesagt und weitere Geber*innen sind herzlich willkommen.

· Dimitrios Sinanos würden wir gern behilflich sein hier in Deutschland eine vorübergehende Arbeit zur ökonomischen Kompensation seines Ernteausfalls zu finden. Dimitrios spricht passabel englisch, ist ein landwirtschaftlich und maschinentechnisches Multitalent mit unternehmerischen Selbstorganisationsfähigkeiten. In Griechenland würde er damit spielend einen Aushilfsjob finden, allerdings nur mit max. 1.000 Euro im Monat bezahlt, was seine finanzielle Notlage nicht löst. Die erneute Einrichtung eines OlioSoli lehnt Dimitrios ab. Seine Bilanz der letzten sechs Jahre, mit zwei guten, zwei mittelguten Ernten und zwei Totalausfällen und jetzt wieder einem Totalausfall, lassen ihn grundsätzlicher über seine Zukunft als Olivier nachdenken. Dimitrios will seine und die Existenz seiner Familie nicht auf Spenden gründen müssen, „ich kann arbeiten“ sagt er „und mir damit die nötigte Zeit verschaffen Wege zu suchen, wie es weitergehen kann“.

· Auch für Ioannis, Maria und Niko Fronimakis fällt mit dem Ernteausfall ein Jahreseinkommen weg. Mit der Entwicklung einer Aprikosen-Konfitüre, als Reaktion auf den ersten Ernteausfall von Dimitrios, konnten wir 2014 etwas Abhilfe für ihn verschaffen. Eine ähnliche Idee kam uns bei unserem kürzlichen Besuch bei der Familie Fronimakis. Der klimabedingt immer frühere Reifungsprozess der Oliven lässt uns länger schon das beliebte native Wildfenchel-Olivenöl nicht mehr herstellen. Die jungen Farne des Wildfenchels beginnen erst mit dem Regen im Januar aus dem Boden zu sprießen, dann wenn es jetzt keine Oliven mehr gibt. Was könnte mit dem aromatisch sehr feinen Wildfenchel stattdessen hergestellt werden, das war unsere Frage. Beim Abendessen ergab sich eine Idee, als der auf Kreta beliebte Rote Beete-Salat mit Feta auf den Tisch kam. Ihn zu einem Paté mit Wildfenchel zu verarbeiten könnte ein ebenso leckeres Ersatzprodukt wie die Aprikosen-Konfitüre werden. Wir warten noch auf die ersten Wildfenchelfarne Anfang Januar und dann kann es losgehen.
Wer Dimitrios Sinanos und der Familie Fronimakis bei ihren Vorhaben behilflich sein möchte und kann, wende sich unter der Rufnummer 0172.4241136 oder per Email: c.boelicke@arteFakt.eu an uns.

 

Der Rutsch ins neue Jahr wird nicht für alle ein leichter werden, lassen Sie uns gemeinsam daran mitwirken, dass es aber auch für sie ein gutes werden wird. Im Januar werden wir hierzu weitere Vorschläge zur Diskussion stellen. Ein Glas ist halb leer oder halbvoll, so bringen schwierige Zeiten immer auch etwas Spannendes mit sich, weil Neues gedacht und gemacht werden kann. In diesem Sinne wünsche wir uns eine kreative, mutige und mutmachende Debatte über Lösungsideen und -beiträge dazu in den nächsten Monaten bis zum Beginn der 26. Olivenölkampagne im März 2024.

Mit freundlichen und genossenschaftlichen Grüßen

Ihr
arteFakt Vorstand

Genossenschaft-Mitglieder-Rundbrief vom 2. Juni 2023

Guten Tag liebe Mitglieder,

mit dem Juni endet die erste Phase der Olivenölkampagne, in der traditionell vielfach die für beide Seiten ökonomisch und ökologisch günstigere Variante der Bestellung eines Jahresvorrats in Großpackungen genutzt wird. Bis Ende des Monats macht sich dieser Vorteil preislich noch besonders bemerkbar und ab Juli gelten dann die leicht erhöhten Preise unseres „Normalbetriebes“. Schauen Sie mal rein, vielleicht nutzen sie den Preisvorteil bis Ende Juni noch zum Ergänzen Ihrer Vorräte.

In gewisser Weise ist der Juni auch immer die Halbzeit der Olivenölkampagne und die Zeit für eine Zwischenbilanz. Im Jubiläumsjahr lassen die Einflüsse der multiplen Krisen es leider nicht recht zu, das Jahr mit freudiger Leichtigkeit zu begehen. Äußere Faktoren, die uns wohl länger als gewünscht begleiten werden und auf die wir wenig bis gar keinen Einfluss haben, fordern uns auf neue Art heraus.

 

Die 23. Olivenöl-Abholtage wieder in alter Form

Nach den Jahren der Coronapause konnten wir die Olivenöl-Abholtage wieder ohne Einschränkungen und mit nur passiven Vorsorgemaßnahmen durchführen. Flankiert von zwei sonnigen Tagen stellte sich damit schnell die gelöste und freudige Stimmung früherer Zeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern über das Wiedersehen und den direkten Austausch wieder ein.

Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Besucher und Besucherinnen deutlich an, was die Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung verbesserte, aber noch nicht die früheren Zahlen aus der Zeit vor der Pandemie erreichte. Die vielen positiven Rückmeldungen und die merkliche Zahl erstmaliger und jüngerer Besucher und Besucherinnen ermutigen uns an dem Format festzuhalten und es weiter zu entwickeln. Die Sonderausstellung „Proteine – wie wir sie in Zukunft essen“, die wir in Zusammenarbeit mit Slow Food und regionalen Startups präsentierten, war dafür ein guter Anfang, sie wurde mit großer Neugier und Offenheit angenommen.

Das jährliche Weiterbildungstreffen der Oliviers kann wieder stattfinden

Nach der längeren Zwangspause werden wir uns vom 8. bis 12. Juni wieder mit allen Oliviers und Fachexperten für einige Seminartage treffen können. Gastgeber ist dieses Mal Jose Gálvez aus der Region Jaen in Andalusien, der das würzige Olivenöl No.13 der Picual-Oliven und das feinfruchtige aus der Hojiblanca erzeugt. Wenn wir uns dort treffen wird José gerade aus Kanada zurückgekommen sein, wo er zwei hohe Auszeichnungen für seine Olivenöle in Empfang nehmen konnte.

Unser jährliches Treffen, bei dem sich Oliviers verschiedener mediterraner Länder und Regionen zum Erfahrungsaustausch und der Verabredung gemeinsamer Entwicklungsziele treffen, ist immer noch eine einmalige Besonderheit. Neben den Qualitätsthemen zur Stabilität und damit der Haltbarkeit der Olivenöle und der MOSH/POSH-Problematik (siehe aktuelle Auskünfte 2023), stehen die Auswirkungen des Klimawandels und der Möglichkeiten, wie wir diesem begegnen könnten, im Mittelpunkt des Treffens. Zur Einflussnahme auf das Mikroklima der Olivenhaine befassen wir uns dafür schon länger mit der Projektierung einer Oliven-Kreislaufwirtschaftsmühle und der Agroforstwirtschaft. Auf dem Treffen, zu dem wir entsprechende Experten eingeladen haben, möchten wir zur Verabredung weiterer konkreter Versuchsprojekte kommen. Mit ihnen möchten wir den Aufbau einer eigenen Kompetenzinfrastruktur fördern, mit der wir uns dann auch an größere und mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekte heranwagen können. Hierüber werden wir nach dem Treffen ausführlich berichten und auch Möglichkeiten einer Beteiligung der Mitglieder und der arteFakt-Freunde aufzeigen.

Umsatzrückgang und Klimaschäden der Olivenblüten

Mit den kürzlichen Bildern in den Nachrichten waren die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels mit zu hohen Temperaturen und zu großen Regenmengen in vielen mediterranen Regionen zu sehen. Alle Oliviers berichteten bereits bei den Olivenöl-Abholtagen, dass sie damit für das kommende Jahr leider erneut mit einer eher nur geringen Ernte rechnen müssen. Die Wetteranomalien erfassten die Blütezeit der Olivenbäume, so dass langer und heftiger Regen viele Blüten faulen und enorme Hitze von bis zu 40°C sie vertrocknen ließen. Es hoffen nun alle, dass die Zeit bis zur Ernte halbwegs normal verläuft, damit die noch intakten Blüten sich zu stabilen Oliven entwickeln können. Bei unserem Treffen in Andalusien werden sie uns genaueres über die Entwicklung berichten.

Auch die Berichte über das derzeitige Konsumverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland füllen seit Wochen die Medien. Die vielfache Zurückhaltung, insbesondere beim täglichen Konsumbedarf, oder ein Ausweichen auf preisgünstigere Varianten, geht auch an uns nicht vorbei. Aktuell verzeichnen wir eine Zunahme der Nachfrage unseres Basic- und Brat-Olivenöls und insgesamt einen Umsatzrückgang von ca. 8%. Unser junges Team steht damit gleich zu Beginn seines Starts in die Verantwortungsübernahme zur Gestaltung der arteFakt-Zukunft für die nächste Generation vor größeren Herausforderungen als vorhersehbar. Das wird uns auch als Gemeinschaft herausfordern und wie seit über fünfundzwanzig Jahren werden wir das in solidarischem Mit- und Füreinander mit kreativen Ideen zu meistern suchen.

In diesem Sinne sehe ich der vor uns liegenden zweiten Phase der Olivenölkampagne mit einiger Zuversicht entgegen.

Mit genossenschaftlichen Grüßen
Ihr

Conrad Bölicke

Genossenschaft-Mitglieder-Rundbrief vom 28. März 2023

Guten Tag liebe Mitglieder,

am Sonnabend fand in Hamburg die dritte Generalversammlung statt und erstmals in hybrider Form, was aus technischer Sicht für die digitale Teilnahme sehr gut und ohne Störungen gelang. Für die Teilnahme vor Ort können wir das leider nicht vermelden, wegen des Ausfalls der Heizung wird die Versammlung leider wohl auch als Zumutung in Erinnerung bleiben. Wir bedanken uns bei allen, dass sie es trotz der Widrigkeit so tapfer mit durchgestanden haben.

Mit der Gleishalle aus der Zeit der früheren Hafenanlagen, im heutigen Entwicklungsprojekt des neuen Kreativ- und Kultur-Quartiers im Hamburger Oberhafen, hatten wir für die Generalversammlung einen spannenden Ort gewählt. Logistisch war er leicht und herausfordernd zugleich. Die Gleishalle liegt nur einen kurzen Fußweg vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt und liegt direkt neben dem Hobenköök, der Markthalle mit Restaurant, dem Projekt unseres langjährigen Freundes Thomas Sampl, der auch Mitglied unserer Genossenschaft ist. Herausfordernd ist die Gleishalle, weil sie zum Ausgang der Gleise hin offen ist und für die Zeit des Sitzens während der Generalversammlung die Zufuhr von Wärme benötigt. Eine gebuchte Großzelt-Luftstromheizung sollte das lösen können, woraufhin wir den Kontrakt für die Veranstaltung abschlossen. Der Vertragspartner hatte seine Zusage leider nicht eingehalten und die Heizung nicht bis zum Beginn der Versammlung geliefert und so standen wir vor der Wahl sie ausfallen oder trotzdem beginnen zu lassen. Wir führten sie dann bei einer Temperatur von 14 °C durch, was alle motivierte sie schnell „über die Bühne“ bringen zu wollen. Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt und für das Jahrestreffen gern allen einen längeren und wärmeren Austausch gewünscht.

Die Ausstellung

Mit einer Ausstellung im Vorlauf der Generalversammlung stellten wir die zentralen Projekte und aktuellen Vorhaben aus und ihre Betreuer*innen stellten sich der Auskunft und dem Gespräch. Mit der Ausstellung erprobten wir eine Vorform der Idee eines lebendigen und informativen arteFakt-Genossenschaftstages in Verbindung mit der Generalversammlung für die Zukunft. Von den Teilnehmer*innen wurde das interessiert aufgenommen, es kam zu guten Gesprächen mit Tipps, Anregungen und Angeboten zur Unterstützung und diente insgesamt auch dem Kennenlernen von Mitgliedern untereinander.

Mit einem Informationsstand waren vertreten:

  • Christoph Sippel – Eurofins, für die lebensmittelchemischen- und sensorischen Qualitätsstandards unserer Olivenöle
  • Steffen Hruschka – GEA in Oelde, für das Entwicklungsprojekt einer Kreislaufwirtschafts-Olivenmühle bei Josep Maria Mallafré in Katalonien
  • Mathias Fiedler und Ingo Voss – Zentralverband deutsche Konsumgenossenschaft e.V., in dem arteFakt Mitglied ist
  • Vivien Schmidt – FH Münster, im Rahmen ihres Praxissemesters, das sie bei arteFakt ableistet, stellte sie erste Rechercheergebnisse zum Kostenvergleich des jetzigen Versandkartons und einer mehrfach verwendbaren Versandverpackung mit der Rücksendung vor.
  • Conrad Bölicke – arteFakt Vorstand, für die Entwicklung von Projektvorhaben zur Beeinflussung des Mikroklimas, der verbesserten Wasserspeicherfähigkeit und eines verbesserten aktiven Bodenlebens mit größerer Biodiversität zur Steigerung der Resilienz der Olivenhaine mit Methoden der Agroforstwirtschaft.
  • Franziska Schnakenberg und Jakob Steffens – aus dem arteFakt Nachwuchsteam, für die Konzeption von internationalen Ernte-, Pflege- und Forschungscamps rund um die Olive für und mit der jungen Generation am Beispiel des ersten derartigen Camps in Apulien.
  • Manuela Di Bari (arteFakt) und Anja Lennarts (Loki Schmidt Stiftung), zu den Moorschutzaktivitäten im Wittmoor, nördlich von Hamburg, mit einer Auswahl der von Schüler*innen erstellten Bilder einer Wanderausstellung zum Moor. Ein von arteFakt gefördertes Schülerprojekt in Kooperation mit der Loki Schmidt Stiftung.
  • Frank Schmidt – Nehring-Grundschule Berlin-Charlottenburg, als Betreuender Lehrer des Schülerprojektes zur Revitalisierung des Schulgartens
  • Diana Rohrbach – Natur Pur Reisen, für die Wein- und Olivenölgenussreisen, die sie in Zusammenarbeit mit arteFakt organisiert, aktuell nach Sizilien und in die Toskana.

 Die Generalversammlung

Das vollständige Protokoll der Generalversammlung wird in Kürze im Mitgliederbereich hinterlegt, hier vorab in Auszügen:

TEIL 1 des Geschäftsberichtes des Vorstandes zum Geschäftsjahr vom 1. November 2021 bis zum 31. Oktober 2022

Stand der Mitgliederentwicklung

Im Geschäftsjahr 2021/22 waren 144 neue Mitglieder eingetreten und 2 ausgetreten, damit zählte die Genossenschaft 962 Mitglieder. Bis Stand heute sind weitere 20 Mitglieder dazugekommen. Die 982 Mitglieder halten als Geschäftsanteile den eingezahlten Betrag in Höhe von 1.417.500,00 Euro.

Bericht

Wie für uns alle war das Geschäftsjahr durch die äußeren Faktoren der multiplen Krisen von größerer Unsicherheit geprägt und innerbetrieblich stehen wir vor den An- und Herausforderungen des Generationenwechsels.

  • Klimawandel und Ernteausfall

Der Klimawandel erfasste mit seinen Folgen erstmals alle mediterranen Regionen zugleich und dadurch waren auch alle unsere Oliviers mit hohen Ernteausfällen zwischen 30 % und 90 % davon betroffen. Besonders schlimm traf es Dimitrios Sinanos (Olivenöl No.23), der statt durchschnittlich 25.000 nur 1.500 Liter erzeugen konnte und Graziano Decimi (Olivenöl special Moraiolo), bei dem es statt durchschnittlich 16.000 nur 1.000 Liter wurden. Mit dem OlioSoli von einem Euro pro Liter als Preisaufschlag auf alle Olivenöle für eine Soforthilfe hatten wir darauf reagiert. Lesen sie dazu den Bericht in den Auskünften 2023, hier klicken …. Auch im Namen der Oliviers, die das kaum fassen konnten eine derartige Hilfe zu bekommen, bedanken wir uns ganz herzlich für Ihre solidarische Unterstützung.

  • Krieg in Europa

Die Herausforderungen in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine mit den bekannten Folgen allseitig drastisch gestiegener Preise und den Reaktionen darauf auch mit größerer Konsumzurückhaltung, bekamen auch wir zu spüren und es hat unser Jahresergebnis mit einer Unterdeckung beeinflusst.

  • Steigende Preise und Konsumzurückhaltung

Durch unser Kampagnenkonzept im Jahresrhythmus erreichten uns die Lieferkettenprobleme und die drastisch gestiegenen Preise für Papier, Glas, Kanister und Transport zunächst nicht, da wir unsere Jahresvorräte bereits vor dem Überfall in unserem Lager hatten. Erst mit Nachbestellungen und den Vorbestellungen für die Olivenölkampagne 2023 erreichten uns diese Steigerungen in vollem Umfang. Die Verbraucherpreise hielten wir daher noch für die Kampagne 2022 und planten Preiserhöhungen erst für neue Kampagne ’23 vorzunehmen.

Mit einer deutlichen Erhöhung der Frequenz unserer Newsletter, mehrfach im Zusammenhang mit Aktionsangeboten, die sich nicht nur auf Preisermäßigungen bezogen, konnten wir stärkere Ausschläge im Umsatzrückgang auffangen. Unerwartet erfolgreich war dabei die solidarische Aktion der 3 kg Bio-Nudelpakete aus Apulien. Mit ihr wollten wir etwas an die Treue der arteFakt-Freunde zurückgeben und die Vorteile einer genossenschaftlichen Gemeinschaft aufzeigen und gaben die Nudeln zum Einkaufspreis ab und verzichteten vollständig auf unsere Marge. Allen arteFakt-Freunden und nicht nur den Mitgliedern hatten wir diese Aktion zugänglich gemacht und es wurden dann knapp 3,3 Tonnen der Pasta bestellt.

Wanderung in den Qualitäts-Kategorien

Mit der seinerzeitigen Umstellung unserer Qualitätsklassifizierungen, in Analogie zu der von Weinen, in special, selection, classic und basic konnten wir bei den Bestellungen ein Ausweichen von den höherwertigen Qualitäten der selection-Olivenöle auf die die darunter liegenden Qualitäten feststellen. Sicher hat diese Ausweichmöglichkeit mit dazu beigetragen, dass wir zusammengeblieben sind. Das Segment der Individual-Besteller*innen ist damit recht stabil geblieben und wir konnten auch neue arteFakt-Freunde hinzugewinnen. Weggebrochen sind dagegen Firmenkunden, die früher zu festen Anlässen Gratifikationsgeschenke für ihre Kunden und Mitarbeiter*innen bei uns bestellt hatten, darunter auch zwei größere Firmen mit höherem Umsatz.

Veranstaltungen wieder möglich

Durch die wieder möglichen Begegnungen, wie z. B. die Olivenöl-Abholtage, konnte unsere Bindungen mit Leben gefüllt werden. Die Annahme dieser Angebote blieb noch verhalten, so dass wir ihre Wirtschaftlichkeit wie vor der Pandemie noch nicht wieder erlangen konnten. Ein Faktor trug dabei auch die drastischen Preisanhebungen der Anbieter von Ausstellungsequipment bei, die wir noch nicht vollständig an Aussteller*innen und Besucher*innen weitergeben konnten. Insbesondere die kleineren Aussteller*innen waren wirtschaftlich nur äußerst knapp durch die Pandemie gekommen und einige haben es auch nicht geschafft.

Vielfach können wir beobachten, auch bei einigen unserer Netzwerkpartner*innen, dass sie ihre vormaligen Veranstaltungen nach der Zeit der Coronaeinschränkungen nicht wieder aufleben lassen werden und sich nur noch auf den digitalen Warenvertrieb beschränken wollen. Ein Weg, den wir in der Ausschließlichkeit nicht für richtig halten und nicht gehen werden.

U.a. in Berlin wird es mit großer Wahrscheinlichkeit die sehr beliebten Staudenmärkte im Frühjahr und Herbst im Botanischen Garten daher wahrscheinlich nicht mehr geben. Und auch unser Herbstfest der GARTENdelikatESSEN konnten wir noch nicht wieder starten, weil eines der Programmschwerpunkte und der Attraktivität der Veranstaltung das gastronomische Angebot der Zubereitungsvarianten der zur Schaugestellten alten regionalen Produkte ist. Kein Gastronom aus unserem Netzwerk konnte das personell schon wieder leisten. Wir hoffen, dass sich das in diesem Herbst besser darstellen wird.

Fazit: Vorhersehbar war, dass die Corona bedingten Sondereffekte der Gewinnmargen der beiden zurückliegenden Jahre – keine Veranstaltungskosten und Umsatzsteigerung durch „home-office“ bedingte Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten – zurückgehen würden. Die Folgen des Überfalls von Russland auf die Ukraine hatten aber auch wir nicht in der Planung, was uns auch vor bisher nicht gekannte Herausforderungen stellt, insbesondere weil sich die Einflüsse über die Zeit nicht linear, sondern arhythmisch darstellen und Planungen erschweren.

  • Generationenwechsel

Mit einigen Neueinstellungen der Generation um Dreißig vollziehen wir den Generationenwechsel. In den nächsten ein bis drei Jahren wird das noch zu Personaldoppelungen und höheren Personalkosten führen, die jedoch als investive Maßnahmen zu werten sind. Die Stammbelegschaft, die überwiegend seit Anbeginn von vor über zwanzig Jahren dabei ist, nähert sich dem Renteneintrittsalter und so werden uns viele Mitarbeiterinnen in den nächsten zwei bis fünf Jahren verlassen.

Mit dem Generationenwechsel wird es auch zu deutlichen Umstrukturierungen und Neubestimmungen von Arbeitsprozessen kommen, die sich auf die sich verändernden Bedürfnisse, Wünsche und Gewohnheiten der jüngeren Generation ausrichten werden. Das wird nicht unsere Konzeption der Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft und unserer Qualitätsstandards betreffen, sondern mehr die Kommunikations- und Arbeitsformen mit den Anforderungen und Möglichkeiten der sich weiterhin und stärker digitalisierenden Gesellschaft. Den Wandel wollen wir weiterhin als transformatorischen Prozess gestalten, in den wir wie bisher auch Mitglieder, arteFakt-Freunde und Kunden mit einbeziehen.

 

Bericht des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 01.11.2021 bis 31.10.2022

Der Aufsichtsrat, bestehend aus den Mitgliedern Reinhard Schubert (Vorsitzender), Rigmor Stüssel (stellvertretende Vorsitzende) und Martin Bellermann als weiteres Mitglied, hat im Geschäftsjahr 2021/2022 fünfmal getagt. An allen Sitzungen hat mindestens ein Mitglied des Vorstands teilgenommen. In allen Sitzungen berichtete der Vorstand sowohl in Textform als auch mündlich über die aktuelle wirtschaftliche und personelle Lage der Genossenschaft sowie über die Planungen zur strategischen Weiterentwicklung.

Bereits früh im Jahr zeichnete sich ab, dass die multiplen Krisen auch an arteFakt nicht spurlos vorbei gehen werden. Massive Kostensteigerungen führten im Geschäftsjahr 2021/2022 zu einem Verlust. Positiv bleibt festzuhalten, dass die Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr, welches trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der Corona-Krise das mit Abstand beste Jahr der gesamten Firmengeschichte war, nur geringfügig gesunken sind (-3,6 %). Das zeigt die solide Basis und Kundentreue, die es auch in Zukunft zu erhalten und weiter auszubauen gilt.

Der Verlust von rund EUR 90.000 trifft ziemlich genau die vom Vorstand geplante Erwartung und ist für arteFakt nach dem sehr guten Ergebnis des Vorjahres ohne Probleme zu verkraften. Der Vorstand hat frühzeitig reagiert und Maßnahmen ergriffen, um im Geschäftsjahr 2022/2023 nach Möglichkeit wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Diese Maßnahmen wurden im Aufsichtsrat zusammen mit dem Vorstand ausführlich diskutiert und werden vom Vorstand regelmäßig mittels der „Auskünfte“ und in Rundmails auch den Mitgliedern und Kunden gegenüber transparent erläutert.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Aufsichtsrats betraf die Vorstandsbesetzung. Durch das Ausscheiden von Heiko Gerken musste sich der Aufsichtsrat um die Neubesetzung und Erweiterung des Vorstands kümmern. Dazu wurden Gespräche mit externen und internen Kandidaten geführt, die im ersten Quartal 2023 mit der Berufung von Frau Manuela Di Bari und Herrn Jakob Steffens zu weiteren Mitgliedern des Vorstands abgeschlossen wurden. Die entsprechenden Verträge sind unterschrieben und das Verfahren der Bestellung läuft. Ein wichtiger Aspekt dieses Prozesses war die Wahrung der besonderen Kultur und der solidarischen Ziele von arteFakt, die in der Präambel der Satzung von arteFakt festgelegt sind. Gleichzeitig muss der Generationswechsel in der Führung der Genossenschaft gelingen. Keine einfache Aufgabe in einem Unternehmen, dessen Kultur jahrzehntelang von der außergewöhnlichen Persönlichkeit und Führung des arteFakt-Gründers Conrad Bölicke geprägt wurde. Der Aufsichtsrat wünscht dem neu formierten Vorstand viel Erfolg und sichert ihm eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu, ohne dabei die Funktion „Aufsicht“ zu vernachlässigen.

Zum Abschluss gilt der Dank allen Mitarbeitenden, allen Mitgliedern, Kunden und Unterstützern, die an der Entwicklung von arteFakt mitwirken und auf die Zukunft einer solidarischen Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft setzen.