Guten Tag liebe Mitglieder,
am Sonnabend fand in Hamburg die dritte Generalversammlung statt und erstmals in hybrider Form, was aus technischer Sicht für die digitale Teilnahme sehr gut und ohne Störungen gelang. Für die Teilnahme vor Ort können wir das leider nicht vermelden, wegen des Ausfalls der Heizung wird die Versammlung leider wohl auch als Zumutung in Erinnerung bleiben. Wir bedanken uns bei allen, dass sie es trotz der Widrigkeit so tapfer mit durchgestanden haben.
Mit der Gleishalle aus der Zeit der früheren Hafenanlagen, im heutigen Entwicklungsprojekt des neuen Kreativ- und Kultur-Quartiers im Hamburger Oberhafen, hatten wir für die Generalversammlung einen spannenden Ort gewählt. Logistisch war er leicht und herausfordernd zugleich. Die Gleishalle liegt nur einen kurzen Fußweg vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt und liegt direkt neben dem Hobenköök, der Markthalle mit Restaurant, dem Projekt unseres langjährigen Freundes Thomas Sampl, der auch Mitglied unserer Genossenschaft ist. Herausfordernd ist die Gleishalle, weil sie zum Ausgang der Gleise hin offen ist und für die Zeit des Sitzens während der Generalversammlung die Zufuhr von Wärme benötigt. Eine gebuchte Großzelt-Luftstromheizung sollte das lösen können, woraufhin wir den Kontrakt für die Veranstaltung abschlossen. Der Vertragspartner hatte seine Zusage leider nicht eingehalten und die Heizung nicht bis zum Beginn der Versammlung geliefert und so standen wir vor der Wahl sie ausfallen oder trotzdem beginnen zu lassen. Wir führten sie dann bei einer Temperatur von 14 °C durch, was alle motivierte sie schnell „über die Bühne“ bringen zu wollen. Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt und für das Jahrestreffen gern allen einen längeren und wärmeren Austausch gewünscht.
Die Ausstellung
Mit einer Ausstellung im Vorlauf der Generalversammlung stellten wir die zentralen Projekte und aktuellen Vorhaben aus und ihre Betreuer*innen stellten sich der Auskunft und dem Gespräch. Mit der Ausstellung erprobten wir eine Vorform der Idee eines lebendigen und informativen arteFakt-Genossenschaftstages in Verbindung mit der Generalversammlung für die Zukunft. Von den Teilnehmer*innen wurde das interessiert aufgenommen, es kam zu guten Gesprächen mit Tipps, Anregungen und Angeboten zur Unterstützung und diente insgesamt auch dem Kennenlernen von Mitgliedern untereinander.
Mit einem Informationsstand waren vertreten:
- Christoph Sippel – Eurofins, für die lebensmittelchemischen- und sensorischen Qualitätsstandards unserer Olivenöle
- Steffen Hruschka – GEA in Oelde, für das Entwicklungsprojekt einer Kreislaufwirtschafts-Olivenmühle bei Josep Maria Mallafré in Katalonien
- Mathias Fiedler und Ingo Voss – Zentralverband deutsche Konsumgenossenschaft e.V., in dem arteFakt Mitglied ist
- Vivien Schmidt – FH Münster, im Rahmen ihres Praxissemesters, das sie bei arteFakt ableistet, stellte sie erste Rechercheergebnisse zum Kostenvergleich des jetzigen Versandkartons und einer mehrfach verwendbaren Versandverpackung mit der Rücksendung vor.
- Conrad Bölicke – arteFakt Vorstand, für die Entwicklung von Projektvorhaben zur Beeinflussung des Mikroklimas, der verbesserten Wasserspeicherfähigkeit und eines verbesserten aktiven Bodenlebens mit größerer Biodiversität zur Steigerung der Resilienz der Olivenhaine mit Methoden der Agroforstwirtschaft.
- Franziska Schnakenberg und Jakob Steffens – aus dem arteFakt Nachwuchsteam, für die Konzeption von internationalen Ernte-, Pflege- und Forschungscamps rund um die Olive für und mit der jungen Generation am Beispiel des ersten derartigen Camps in Apulien.
- Manuela Di Bari (arteFakt) und Anja Lennarts (Loki Schmidt Stiftung), zu den Moorschutzaktivitäten im Wittmoor, nördlich von Hamburg, mit einer Auswahl der von Schüler*innen erstellten Bilder einer Wanderausstellung zum Moor. Ein von arteFakt gefördertes Schülerprojekt in Kooperation mit der Loki Schmidt Stiftung.
- Frank Schmidt – Nehring-Grundschule Berlin-Charlottenburg, als Betreuender Lehrer des Schülerprojektes zur Revitalisierung des Schulgartens
- Diana Rohrbach – Natur Pur Reisen, für die Wein- und Olivenölgenussreisen, die sie in Zusammenarbeit mit arteFakt organisiert, aktuell nach Sizilien und in die Toskana.
Die Generalversammlung
Das vollständige Protokoll der Generalversammlung wird in Kürze im Mitgliederbereich hinterlegt, hier vorab in Auszügen:
TEIL 1 des Geschäftsberichtes des Vorstandes zum Geschäftsjahr vom 1. November 2021 bis zum 31. Oktober 2022
Stand der Mitgliederentwicklung
Im Geschäftsjahr 2021/22 waren 144 neue Mitglieder eingetreten und 2 ausgetreten, damit zählte die Genossenschaft 962 Mitglieder. Bis Stand heute sind weitere 20 Mitglieder dazugekommen. Die 982 Mitglieder halten als Geschäftsanteile den eingezahlten Betrag in Höhe von 1.417.500,00 Euro.
Bericht
Wie für uns alle war das Geschäftsjahr durch die äußeren Faktoren der multiplen Krisen von größerer Unsicherheit geprägt und innerbetrieblich stehen wir vor den An- und Herausforderungen des Generationenwechsels.
- Klimawandel und Ernteausfall
Der Klimawandel erfasste mit seinen Folgen erstmals alle mediterranen Regionen zugleich und dadurch waren auch alle unsere Oliviers mit hohen Ernteausfällen zwischen 30 % und 90 % davon betroffen. Besonders schlimm traf es Dimitrios Sinanos (Olivenöl No.23), der statt durchschnittlich 25.000 nur 1.500 Liter erzeugen konnte und Graziano Decimi (Olivenöl special Moraiolo), bei dem es statt durchschnittlich 16.000 nur 1.000 Liter wurden. Mit dem OlioSoli von einem Euro pro Liter als Preisaufschlag auf alle Olivenöle für eine Soforthilfe hatten wir darauf reagiert. Lesen sie dazu den Bericht in den Auskünften 2023, hier klicken …. Auch im Namen der Oliviers, die das kaum fassen konnten eine derartige Hilfe zu bekommen, bedanken wir uns ganz herzlich für Ihre solidarische Unterstützung.
- Krieg in Europa
Die Herausforderungen in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine mit den bekannten Folgen allseitig drastisch gestiegener Preise und den Reaktionen darauf auch mit größerer Konsumzurückhaltung, bekamen auch wir zu spüren und es hat unser Jahresergebnis mit einer Unterdeckung beeinflusst.
- Steigende Preise und Konsumzurückhaltung
Durch unser Kampagnenkonzept im Jahresrhythmus erreichten uns die Lieferkettenprobleme und die drastisch gestiegenen Preise für Papier, Glas, Kanister und Transport zunächst nicht, da wir unsere Jahresvorräte bereits vor dem Überfall in unserem Lager hatten. Erst mit Nachbestellungen und den Vorbestellungen für die Olivenölkampagne 2023 erreichten uns diese Steigerungen in vollem Umfang. Die Verbraucherpreise hielten wir daher noch für die Kampagne 2022 und planten Preiserhöhungen erst für neue Kampagne ’23 vorzunehmen.
Mit einer deutlichen Erhöhung der Frequenz unserer Newsletter, mehrfach im Zusammenhang mit Aktionsangeboten, die sich nicht nur auf Preisermäßigungen bezogen, konnten wir stärkere Ausschläge im Umsatzrückgang auffangen. Unerwartet erfolgreich war dabei die solidarische Aktion der 3 kg Bio-Nudelpakete aus Apulien. Mit ihr wollten wir etwas an die Treue der arteFakt-Freunde zurückgeben und die Vorteile einer genossenschaftlichen Gemeinschaft aufzeigen und gaben die Nudeln zum Einkaufspreis ab und verzichteten vollständig auf unsere Marge. Allen arteFakt-Freunden und nicht nur den Mitgliedern hatten wir diese Aktion zugänglich gemacht und es wurden dann knapp 3,3 Tonnen der Pasta bestellt.
Wanderung in den Qualitäts-Kategorien
Mit der seinerzeitigen Umstellung unserer Qualitätsklassifizierungen, in Analogie zu der von Weinen, in special, selection, classic und basic konnten wir bei den Bestellungen ein Ausweichen von den höherwertigen Qualitäten der selection-Olivenöle auf die die darunter liegenden Qualitäten feststellen. Sicher hat diese Ausweichmöglichkeit mit dazu beigetragen, dass wir zusammengeblieben sind. Das Segment der Individual-Besteller*innen ist damit recht stabil geblieben und wir konnten auch neue arteFakt-Freunde hinzugewinnen. Weggebrochen sind dagegen Firmenkunden, die früher zu festen Anlässen Gratifikationsgeschenke für ihre Kunden und Mitarbeiter*innen bei uns bestellt hatten, darunter auch zwei größere Firmen mit höherem Umsatz.
Veranstaltungen wieder möglich
Durch die wieder möglichen Begegnungen, wie z. B. die Olivenöl-Abholtage, konnte unsere Bindungen mit Leben gefüllt werden. Die Annahme dieser Angebote blieb noch verhalten, so dass wir ihre Wirtschaftlichkeit wie vor der Pandemie noch nicht wieder erlangen konnten. Ein Faktor trug dabei auch die drastischen Preisanhebungen der Anbieter von Ausstellungsequipment bei, die wir noch nicht vollständig an Aussteller*innen und Besucher*innen weitergeben konnten. Insbesondere die kleineren Aussteller*innen waren wirtschaftlich nur äußerst knapp durch die Pandemie gekommen und einige haben es auch nicht geschafft.
Vielfach können wir beobachten, auch bei einigen unserer Netzwerkpartner*innen, dass sie ihre vormaligen Veranstaltungen nach der Zeit der Coronaeinschränkungen nicht wieder aufleben lassen werden und sich nur noch auf den digitalen Warenvertrieb beschränken wollen. Ein Weg, den wir in der Ausschließlichkeit nicht für richtig halten und nicht gehen werden.
U.a. in Berlin wird es mit großer Wahrscheinlichkeit die sehr beliebten Staudenmärkte im Frühjahr und Herbst im Botanischen Garten daher wahrscheinlich nicht mehr geben. Und auch unser Herbstfest der GARTENdelikatESSEN konnten wir noch nicht wieder starten, weil eines der Programmschwerpunkte und der Attraktivität der Veranstaltung das gastronomische Angebot der Zubereitungsvarianten der zur Schaugestellten alten regionalen Produkte ist. Kein Gastronom aus unserem Netzwerk konnte das personell schon wieder leisten. Wir hoffen, dass sich das in diesem Herbst besser darstellen wird.
Fazit: Vorhersehbar war, dass die Corona bedingten Sondereffekte der Gewinnmargen der beiden zurückliegenden Jahre – keine Veranstaltungskosten und Umsatzsteigerung durch „home-office“ bedingte Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten – zurückgehen würden. Die Folgen des Überfalls von Russland auf die Ukraine hatten aber auch wir nicht in der Planung, was uns auch vor bisher nicht gekannte Herausforderungen stellt, insbesondere weil sich die Einflüsse über die Zeit nicht linear, sondern arhythmisch darstellen und Planungen erschweren.
- Generationenwechsel
Mit einigen Neueinstellungen der Generation um Dreißig vollziehen wir den Generationenwechsel. In den nächsten ein bis drei Jahren wird das noch zu Personaldoppelungen und höheren Personalkosten führen, die jedoch als investive Maßnahmen zu werten sind. Die Stammbelegschaft, die überwiegend seit Anbeginn von vor über zwanzig Jahren dabei ist, nähert sich dem Renteneintrittsalter und so werden uns viele Mitarbeiterinnen in den nächsten zwei bis fünf Jahren verlassen.
Mit dem Generationenwechsel wird es auch zu deutlichen Umstrukturierungen und Neubestimmungen von Arbeitsprozessen kommen, die sich auf die sich verändernden Bedürfnisse, Wünsche und Gewohnheiten der jüngeren Generation ausrichten werden. Das wird nicht unsere Konzeption der Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft und unserer Qualitätsstandards betreffen, sondern mehr die Kommunikations- und Arbeitsformen mit den Anforderungen und Möglichkeiten der sich weiterhin und stärker digitalisierenden Gesellschaft. Den Wandel wollen wir weiterhin als transformatorischen Prozess gestalten, in den wir wie bisher auch Mitglieder, arteFakt-Freunde und Kunden mit einbeziehen.
Bericht des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 01.11.2021 bis 31.10.2022
Der Aufsichtsrat, bestehend aus den Mitgliedern Reinhard Schubert (Vorsitzender), Rigmor Stüssel (stellvertretende Vorsitzende) und Martin Bellermann als weiteres Mitglied, hat im Geschäftsjahr 2021/2022 fünfmal getagt. An allen Sitzungen hat mindestens ein Mitglied des Vorstands teilgenommen. In allen Sitzungen berichtete der Vorstand sowohl in Textform als auch mündlich über die aktuelle wirtschaftliche und personelle Lage der Genossenschaft sowie über die Planungen zur strategischen Weiterentwicklung.
Bereits früh im Jahr zeichnete sich ab, dass die multiplen Krisen auch an arteFakt nicht spurlos vorbei gehen werden. Massive Kostensteigerungen führten im Geschäftsjahr 2021/2022 zu einem Verlust. Positiv bleibt festzuhalten, dass die Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr, welches trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der Corona-Krise das mit Abstand beste Jahr der gesamten Firmengeschichte war, nur geringfügig gesunken sind (-3,6 %). Das zeigt die solide Basis und Kundentreue, die es auch in Zukunft zu erhalten und weiter auszubauen gilt.
Der Verlust von rund EUR 90.000 trifft ziemlich genau die vom Vorstand geplante Erwartung und ist für arteFakt nach dem sehr guten Ergebnis des Vorjahres ohne Probleme zu verkraften. Der Vorstand hat frühzeitig reagiert und Maßnahmen ergriffen, um im Geschäftsjahr 2022/2023 nach Möglichkeit wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Diese Maßnahmen wurden im Aufsichtsrat zusammen mit dem Vorstand ausführlich diskutiert und werden vom Vorstand regelmäßig mittels der „Auskünfte“ und in Rundmails auch den Mitgliedern und Kunden gegenüber transparent erläutert.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Aufsichtsrats betraf die Vorstandsbesetzung. Durch das Ausscheiden von Heiko Gerken musste sich der Aufsichtsrat um die Neubesetzung und Erweiterung des Vorstands kümmern. Dazu wurden Gespräche mit externen und internen Kandidaten geführt, die im ersten Quartal 2023 mit der Berufung von Frau Manuela Di Bari und Herrn Jakob Steffens zu weiteren Mitgliedern des Vorstands abgeschlossen wurden. Die entsprechenden Verträge sind unterschrieben und das Verfahren der Bestellung läuft. Ein wichtiger Aspekt dieses Prozesses war die Wahrung der besonderen Kultur und der solidarischen Ziele von arteFakt, die in der Präambel der Satzung von arteFakt festgelegt sind. Gleichzeitig muss der Generationswechsel in der Führung der Genossenschaft gelingen. Keine einfache Aufgabe in einem Unternehmen, dessen Kultur jahrzehntelang von der außergewöhnlichen Persönlichkeit und Führung des arteFakt-Gründers Conrad Bölicke geprägt wurde. Der Aufsichtsrat wünscht dem neu formierten Vorstand viel Erfolg und sichert ihm eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu, ohne dabei die Funktion „Aufsicht“ zu vernachlässigen.
Zum Abschluss gilt der Dank allen Mitarbeitenden, allen Mitgliedern, Kunden und Unterstützern, die an der Entwicklung von arteFakt mitwirken und auf die Zukunft einer solidarischen Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft setzen.
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