Rund um die Olive – Ein Projekttag mit der 9. Klasse der GSH St. Augustin, Niederpleis

Anfang des Jahres erreichte uns eine E-Mail von Ece Ünlü, Klassenlehrerin einer 9. Klasse an der Gemeinschaftshauptschule in St. Augustin. Sie hatte von ihrer Schulklasse einen Olivenbaum zum Geburtstag geschenkt bekommen. Dieses Geschenk inspirierte sie, die „Olive“ zu nutzen, um das Gemeinschaftsgefühl ihrer Klasse zu stärken. Aus dieser Idee entstand ihre „Olivenklasse“: Selbstgebastelte Oliven mit schönen Sinnsprüchen, Plakate über Olivenöl in Europa und kleine kreative Projekte rund um die Olive zierten bald den Klassenraum.
Wir finden es großartig, wenn sich Menschen wie Ece mit so viel Freude & Leidenschaft für eine bessere Gemeinschaft einsetzen und wollten ihr und ihrer Klasse daher eine besondere Freude machen. So entstand der Plan für einen gemeinsamen Projekttag „Rund um die Olive“ – ein Tag, der informiert, inspiriert und zusammenschweißt. Sebastian aus unserem Team begleitete die Klasse und berichtet hier von seinen Eindrücken:

Ein Tag zum Mitmachen:
Lernen mit allen Sinnen

Mir war von Anfang an wichtig, dass die Schüler nicht nur zuhören, sondern selbst aktiv werden. Die besten Erlebnisse (und die lange im Gedächtnis bleiben) sind die, bei denen man mit den Händen arbeitet, Dinge ausprobiert, schmeckt und riecht, also mit seinen Sinnen arbeitet. Deshalb bestand unser Projekttag aus fünf Stationen:

· Zwei Olivenbäume im Schulgarten pflanzen
· Olivenölverkostung
· Olivenverkostung
· Pesto und Mayonnaise selbst herstellen
· Pizza backen

Olivenbäume pflanzen:
Ein Zeichen für die Zukunft

Den Auftakt machte die Pflanzung von zwei Olivenbäumen im Schulgarten. Gemeinsam suchten wir einen sonnigen, windgeschützten Platz und mischten Regenwurmkompost mit Pflanzenkohle, um eine Art „Terra Preta“ herzustellen. Diese besonders nährstoffreiche Erde, inspiriert von der „Schwarzen Erde“ im Amazonasgebiet, sorgt für beste Wachstumsbedingungen. Glücklicherweise war der Boden bereits schön lehmhaltig – ein wichtiger Faktor für die Olivenbäume.
Während einige mit Begeisterung zur Schaufel griffen, beobachteten andere das Geschehen lieber von der Seite. Beide Gruppen wurden eingebunden: Ich verknüpfte die Pflanzung der Olivenbäume unter Hinzunahme der Terra Preta mit Berichten aus unseren aktuellen Agroforst-Projekten.

Dabei zeigte ich auf, wie sich die Folgen des Klimawandels für unsere Oliviers bereits seit geraumer Zeit bemerkbar machen und erklärte, warum Agroforstsysteme in Kombination mit Terra Preta eine DER Klimawandel-Anpassungs-Strategien in der Landwirtschaft darstellen.

Olivenöl und Oliven: Mit allen Sinnen entdecken

In der schuleigenen Küche ging es dann an die Olivenölverkostung. Ziel war es, Unterschiede bewusst wahrzunehmen: Unsere No.11 von Josep Maria aus Katalonien gegen ein Standard-Bio-Öl aus dem Supermarkt. Der Unterschied war für alle sofort schmeckbar – unsere No.11 wurde klar zum Favoriten gewählt.
Beim anschließenden Gespräch über arteFakt, unsere Werte und unsere Arbeitsweise habe ich mich sehr gefreut, wie interessiert die Kinder genau an diesem Punkt zugehört haben und was für tolle Nachfragen sich spontan ergeben haben. Genau dieser Austausch ist es, der solche Erlebnisse für mich besonders macht.
Bei der Olivenverkostung gab es dann noch eine kleine Überraschung: Die Sorten „Farga“ und „Arbequina“ fanden zwar durchaus Anklang, doch am Ende lagen die klassischen Tafeloliven, wie unsere „La Bella“, deutlich vorn. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr unsere Gewohnheiten unseren Geschmack und unsere persönlichen Vorlieben beeinflussen.

Selbstgemacht schmeckt’s am besten:
Pesto und Mayo

Danach wurde es praktisch: In kleinen Gruppen bereiteten die Schüler ein klassisches Petersilien-Pesto und frische Mayonnaise zu. Für viele war es das erste Mal, dass sie solche Dinge selbst herstellten. Die Begeisterung war groß, vor allem als klar wurde, wie einfach es ist, mit wenigen Zutaten etwas richtig Gutes zu zaubern – und wie viel besser es schmeckt als die fertigen Produkte aus dem Supermarkt.

Der krönende Abschluss: Pizza für alle

Als Abschluss durften alle ihren eigenen Pizzateig belegen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Manche verfeinerten ihre Pizza später sogar mit dem frisch hergestellten Pesto. Der Duft von frisch gebackener Pizza und das gemeinsame Genießen bildeten den perfekten Ausklang für einen rundum gelungenen Tag.
Zum Abschluss erhielten alle eine Urkunde zur erfolgreichen Teilnahme am Projekttag „Rund um die Olive“. Ece und ihre Klasse haben sich riesig darüber gefreut.

Ein Tag, der in Erinnerung bleibt

Für uns als arteFakt war dieser Projekttag mehr als nur eine nette Geste. Es ging darum, junge Menschen für gutes Essen, nachhaltige Landwirtschaft und gemeinschaftliches Handeln zu begeistern. Es ist schön zu sehen, dass solche Erlebnisse bleiben – vielleicht nicht nur als Erinnerung, sondern auch als Anstoß für neue Ideen und Projekte.
Wir danken Ece Ünlü und ihrer Klasse und wünschen den frisch gepflanzten Olivenbäumen ein langes, gesundes Leben im Schulgarten der GSH.

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Kurznachricht zu den Bränden bei der Familie Fronimakis

(16.07.2025) Ioannis, Maria und Niko sind unendlich dankbar dafür, dass wir so schnell an ihre Seite getretenen sind und ihnen unsere Hilfe angeboten haben. Sie sind noch tief geschockt und auch erschöpft von den Tagen des Brandes und schauen mit großer Traurigkeit auf die 300 verbrannten Olivenbäume, die vierzig Jahre und mehr brauchen werden, um wieder ein ertragreicher Olivenhain zu werden.

Die Familie Fronimakis in ihrem Olivenhain vor den Waldbränden

Nikos und Ioannis konnten mit einigen Improvisationen die Wasserzufuhr zu den intakt gebliebenen Olivenhainen wieder herstellen, sie können nun wieder bewässert werden, so dass hier im Moment keine weitere Hilfe benötigt wird. Größere Schäden gibt es an der örtlichen Wasserstation, für die die Kommune zuständig ist und erste Arbeiten sind von ihr dazu bereits aufgenommen worden.

Die geschädigten Olivenbäume werden bis zum Winter als Brandruinen täglich sichtbares Zeugnis der Katastrophe bleiben. In der jetzigen heißen Sommerzeit lässt sich neues nicht in Angriff nehmen, daher macht es noch keinen Sinn, hier jetzt die Wasserversorgung wieder zu erneuern.

Die Familie möchte jetzt erst einmal wieder etwas zur Ruhe kommen, den Schock und die erlebte Katastrophe verarbeiten, bevor sie darüber nachdenken können, wie es mit der Erneuerung der Haine weitergehen soll. Das werden sie dann nicht alleine machen müssen, wir werden als Gemeinschaft dafür an ihrer Seite bleiben.

Möchten Sie ihnen schon jetzt eine Geste der Aufmunterung zukommen lassen, dann bestellen Sie für sich oder zum Verschenken mal ihr Olivenöl No.29, wenn Sie es nicht längst schon in Ihrer Küche zu stehen haben.

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Verheerende Waldbrände bei der Familie Fronimakis auf Kreta

(10.07.2025) Aus Skinokapsala erreichen uns gerade keine guten Nachrichten, Niko schreibt: Guten Abend lieber Conrad, in den vergangenen Tagen hatten wir eine sehr schwierige Situation erlebt. Das Feuer hat oberhalb der Bucht von Agia Fotia, dort wo Du immer in meinem Ferienhaus übernachtest, angefangen und hat sich dann schnell in Richtung Skinokapsala bewegt, genau bis in die Mitte des Canyons. Die Polizei ist noch immer beim Suchen, wie das passieren konnte.

Marias Olivenbäume sind weiter weg im Canyon und Gott sei Dank ist bei ihr nichts passiert. Aber meinem Onkel Ioannis und mich hat es erwischt, es sind viele unserer Olivenbäume kaputt gegangen. Bei mir sind es ca. 200 Bäume und bei Ioannis sind es ca. 100. Ebenso schlimm ist es, dass viele Kilometer Wasserschläuche verbrannt sind, mit denen wir die Olivenbäume in den Trockenmonaten wässern.

Gott sei Dank hat der Brand das Haus von Ioannis und mein Ferienhaus in Agia Fotia nicht erreicht. Die Natur um uns herum existiert jetzt aber fast nicht mehr. Über 1.500 Hektar sind auf der Strecke von Agia Fotioa-Schinkapsala–Ferma und Koutsounari kaputt.
Wir sind hier alle unter Schock, aber dankbar, dass es so ausgegangen ist, Mit dem starken Wind hätte die Situation viel schlimmer sein können. Zum Glück sind keine Menschen ums Leben gekommen, leider aber sehr viele Tiere.
Ich schicke ein Video von dem Tag nach dem das Feuer gelöscht war, dort wo wir im November noch zusammen Oliven geerntet und zum Mittagsimbiss zusammengesessen haben. Hoffentlich erholt sich die Natur wieder schnell.
– The life goes on.
Viele liebe Grüße an Euch alle!
Nikos, Maria und Ioannis

Mit Ioannis, Maria und Niko stehen wir in engem Kontakt, auch um zu erkunden wie wir jetzt helfen können. Bei den verbrannten Flächen kann man erst in der Winterzeit, dann wenn auch Regen fällt, etwas machen. Die Wasserführenden Rohre jetzt schnell wieder herzurichten wird aber sinnvoll sein, um die noch erhaltenen Bäume in der jetzigen Hitze- und Trockenzeit bewässern zu können. Die Ernte der Oliven könnte dann gerettet werden, andernfalls drohen sie zu vertrocknen und dann folgt auf die Feuervernichtung noch der Trockenausfall der Ernte.
Hierzu beraten wir gerade mit Niko und Ioannis die Möglichkeiten und das dafür notwendige und werden uns in Kürze an alle artefakt-Freunde wenden und um Mithilfe bitten.

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