Genossenschaft-Mitglieder-Rundbrief vom 2. Juni 2023

Guten Tag liebe Mitglieder,

mit dem Juni endet die erste Phase der Olivenölkampagne, in der traditionell vielfach die für beide Seiten ökonomisch und ökologisch günstigere Variante der Bestellung eines Jahresvorrats in Großpackungen genutzt wird. Bis Ende des Monats macht sich dieser Vorteil preislich noch besonders bemerkbar und ab Juli gelten dann die leicht erhöhten Preise unseres „Normalbetriebes“. Schauen Sie mal rein, vielleicht nutzen sie den Preisvorteil bis Ende Juni noch zum Ergänzen Ihrer Vorräte.

In gewisser Weise ist der Juni auch immer die Halbzeit der Olivenölkampagne und die Zeit für eine Zwischenbilanz. Im Jubiläumsjahr lassen die Einflüsse der multiplen Krisen es leider nicht recht zu, das Jahr mit freudiger Leichtigkeit zu begehen. Äußere Faktoren, die uns wohl länger als gewünscht begleiten werden und auf die wir wenig bis gar keinen Einfluss haben, fordern uns auf neue Art heraus.

 

Die 23. Olivenöl-Abholtage wieder in alter Form

Nach den Jahren der Coronapause konnten wir die Olivenöl-Abholtage wieder ohne Einschränkungen und mit nur passiven Vorsorgemaßnahmen durchführen. Flankiert von zwei sonnigen Tagen stellte sich damit schnell die gelöste und freudige Stimmung früherer Zeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern über das Wiedersehen und den direkten Austausch wieder ein.

Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Besucher und Besucherinnen deutlich an, was die Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung verbesserte, aber noch nicht die früheren Zahlen aus der Zeit vor der Pandemie erreichte. Die vielen positiven Rückmeldungen und die merkliche Zahl erstmaliger und jüngerer Besucher und Besucherinnen ermutigen uns an dem Format festzuhalten und es weiter zu entwickeln. Die Sonderausstellung „Proteine – wie wir sie in Zukunft essen“, die wir in Zusammenarbeit mit Slow Food und regionalen Startups präsentierten, war dafür ein guter Anfang, sie wurde mit großer Neugier und Offenheit angenommen.

Das jährliche Weiterbildungstreffen der Oliviers kann wieder stattfinden

Nach der längeren Zwangspause werden wir uns vom 8. bis 12. Juni wieder mit allen Oliviers und Fachexperten für einige Seminartage treffen können. Gastgeber ist dieses Mal Jose Gálvez aus der Region Jaen in Andalusien, der das würzige Olivenöl No.13 der Picual-Oliven und das feinfruchtige aus der Hojiblanca erzeugt. Wenn wir uns dort treffen wird José gerade aus Kanada zurückgekommen sein, wo er zwei hohe Auszeichnungen für seine Olivenöle in Empfang nehmen konnte.

Unser jährliches Treffen, bei dem sich Oliviers verschiedener mediterraner Länder und Regionen zum Erfahrungsaustausch und der Verabredung gemeinsamer Entwicklungsziele treffen, ist immer noch eine einmalige Besonderheit. Neben den Qualitätsthemen zur Stabilität und damit der Haltbarkeit der Olivenöle und der MOSH/POSH-Problematik (siehe aktuelle Auskünfte 2023), stehen die Auswirkungen des Klimawandels und der Möglichkeiten, wie wir diesem begegnen könnten, im Mittelpunkt des Treffens. Zur Einflussnahme auf das Mikroklima der Olivenhaine befassen wir uns dafür schon länger mit der Projektierung einer Oliven-Kreislaufwirtschaftsmühle und der Agroforstwirtschaft. Auf dem Treffen, zu dem wir entsprechende Experten eingeladen haben, möchten wir zur Verabredung weiterer konkreter Versuchsprojekte kommen. Mit ihnen möchten wir den Aufbau einer eigenen Kompetenzinfrastruktur fördern, mit der wir uns dann auch an größere und mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekte heranwagen können. Hierüber werden wir nach dem Treffen ausführlich berichten und auch Möglichkeiten einer Beteiligung der Mitglieder und der arteFakt-Freunde aufzeigen.

Umsatzrückgang und Klimaschäden der Olivenblüten

Mit den kürzlichen Bildern in den Nachrichten waren die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels mit zu hohen Temperaturen und zu großen Regenmengen in vielen mediterranen Regionen zu sehen. Alle Oliviers berichteten bereits bei den Olivenöl-Abholtagen, dass sie damit für das kommende Jahr leider erneut mit einer eher nur geringen Ernte rechnen müssen. Die Wetteranomalien erfassten die Blütezeit der Olivenbäume, so dass langer und heftiger Regen viele Blüten faulen und enorme Hitze von bis zu 40°C sie vertrocknen ließen. Es hoffen nun alle, dass die Zeit bis zur Ernte halbwegs normal verläuft, damit die noch intakten Blüten sich zu stabilen Oliven entwickeln können. Bei unserem Treffen in Andalusien werden sie uns genaueres über die Entwicklung berichten.

Auch die Berichte über das derzeitige Konsumverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland füllen seit Wochen die Medien. Die vielfache Zurückhaltung, insbesondere beim täglichen Konsumbedarf, oder ein Ausweichen auf preisgünstigere Varianten, geht auch an uns nicht vorbei. Aktuell verzeichnen wir eine Zunahme der Nachfrage unseres Basic- und Brat-Olivenöls und insgesamt einen Umsatzrückgang von ca. 8%. Unser junges Team steht damit gleich zu Beginn seines Starts in die Verantwortungsübernahme zur Gestaltung der arteFakt-Zukunft für die nächste Generation vor größeren Herausforderungen als vorhersehbar. Das wird uns auch als Gemeinschaft herausfordern und wie seit über fünfundzwanzig Jahren werden wir das in solidarischem Mit- und Füreinander mit kreativen Ideen zu meistern suchen.

In diesem Sinne sehe ich der vor uns liegenden zweiten Phase der Olivenölkampagne mit einiger Zuversicht entgegen.

Mit genossenschaftlichen Grüßen
Ihr

Conrad Bölicke

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