Mitgliederrundbrief vom 11. Dezember 2024

 

Wilstedt, 11. Dezember 2024

Guten Tag liebe Mitglieder,

bevor sich das Jahr bald dem Ende zuneigt, möchten wir gern einige erste Informationen über das zurückliegende und das vor uns liegende Jahr geben.

Die klimatisch bedingten Ernteausfälle, in deren Folge es zu allseitig hohen Preissteigerungen gekommen war, haben es allen Beteiligten nicht leicht gemacht, an frühere Ergebnisse anzuknüpfen. Unsere langjährig entwickelte Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft hat sich in dieser Situation erneut gut bewährt. Erste Auswertungen unseres vom Kalenderjahr abweichenden Geschäftsjahres 2023/24, das am 31. Oktober 2024 endete, lassen ein ausgeglichenes Ergebnis mit einem kleinen Gewinn erwarten. Unser Steuerberater hat uns einen schnellen Abschluss bis Ende Januar zugesagt, so dass wir die Generalversammlung bereits zum Ende März planen können. Voraussichtlich wird sie wieder an einem Sonnabend in Bremen stattfinden, wir werden frühzeitig darüber informieren.

Mit kleineren Projekten zur Vorbereitung von Forschungsvorhaben in den Bereichen der Agro-Forstwirtschaft und der Wertstoffgewinnung aus dem bisherigen Abfall bei der Olivenölerzeugung sind wir gut vorangekommen. Die Sendereihe „Plan B“ im ZDF hat sich dafür interessiert und im Spätsommer und Herbst in Wilstedt, Apulien und Kalabrien einen Film über arteFakt gedreht, der am 18. Januar gesendet werden wird. In einem Newsletter werden wir rechtzeitig darauf aufmerksam machen.

Für unser Netzwerk zur Vorbereitung eines dreijährigen Forschungs-vorhabens der Wertstoffgewinnung konnten wir Frau Prof. Dr. Anja Noke von der HSB Hochschule Bremen für eine Zusammenarbeit gewinnen und so eine weitere Hochschule in das Netzwerk einbinden. In der bisherigen Forschungskooperation mit dem Maschinenbauunternehmen GEA Westfalia führte jetzt ein Student von der HS Bremen erste Versuche zur Polyphenolisolierung aus dem Oliventrester in der Mühle von Josep Maria Mallafré in Katalonien durch. Den wesentlichen Teil der Finanzierung des Werkstudenten hat dabei GEA übernommen. Betreut wird der Student von Dr. Steffen Hruschka, der uns seit sehr vielen Jahren als Experte zur Seite steht, und von Prof. Dr. Anja Noke, bei der er seine Bachelorarbeit schreibt, die aus diesem Projekt hervorgeht. Die Ergebnisse haben uns vorangebracht, und es wird jetzt an der Ausarbeitung eines Förderantrages für ein dreijähriges Forschungsvorhaben in Verbindung mit einer Promotion gearbeitet. Der Antrag wird im kommenden Jahr gestellt werden.

Die klimabedingten frühen Reifeprozesse der Oliven haben in manchen Regionen auch zu sehr frühen Ernten geführt, so dass wir einige Olivenöle der neuen Ernte schon jetzt in den Verkauf nehmen. Im Ganzen gesehen wird es zwar eine etwas größere Menge an Olivenöl als im letzten Jahr geben, weil mit Andalusien das größte Olivenanbaugebiet eine gute Ernte verzeichnen kann, dafür sind aber andere Regionen – überwiegend in Italien, Katalonien und dem nördlichen Peloponnes – von einer deutlich geringeren Ernte betroffen. Sinkende Preise zeichnen sich daher eher nicht ab.

Wie immer haben wir im letzten Quartal die Oliviers besucht und erste Proben ihrer neuen Olivenöle auf eine mögliche Belastung mit Mineralölen (MOSH/ MOAH) untersuchen lassen. Das Labor Eurofins hatte dann erfreuliche Nachrichten.  In allen Proben konnte die wegen einer möglichen Krebsgefährdung als gefährlich eingestufte MOAH-Fraktion nicht nachgewiesen werden. Und auch für die als nicht gefährlich eingestufte MOSH-Fraktion lagen die Werte weit unterhalb der empfohlenen Orientierungswerte vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL) von 13 mg/kg. Sie entsprechen mit den niedrigen Werten sogar den sehr strengen Beurteilungskriterien der Verbraucherschutz-organisationen in Deutschland. Wir haben in den letzten drei Jahren erhebliche Mittel eingesetzt, um die Eintragungswege der vielfach nicht deklarierten Mineralölzusätze zu finden – in den Auskünften hatten wir darüber berichtet. Dies hat nun zum Erfolg geführt.

Die Olivenöl-Abholtage in Wilstedt werden wieder am letzten Aprilwochenende in Wilstedt stattfinden. Und viele Berliner*innen wird es freuen, dass der Frühjahrs- und Herbst-Staudenmarkt wieder wie früher im Botanischen Garten stattfinden wird, und natürlich werden auch wir wieder mit dabei sein.

In gutem Einvernehmen ist Frau Manuela di Bari im Oktober als Vorständin bei arteFakt ausgeschieden. Wir danken ihr für das Geleistete und wünschen ihr für ihre weitere berufliche Laufbahn alles Gute und viel Erfolg.

Von einem derzeit überall verzeichneten hohen Krankenstand sind auch wir betroffen. Das geschäftliche Aufkommen der Vorweihnachtszeit fordert uns daher zurzeit einiges ab. Wie mehrfach öffentlich angekündigt, geht es auch dem Paketdienstleister so. Wer aus unserem Angebot noch etwas zu Weihnachten oder zum Verschenken haben möchte, sollte daher nicht mehr lange warten. Am 20. Dezember geben wir die letzten Pakete zu DHL. Dann räumen wir noch alles auf und sind im neuen Jahr ab dem 6. Januar in alter Frische wieder für Sie/Euch da.

Bis dahin wünschen wir allen eine schöne und gesunde Weihnachtzeit und trotz all der wenig erfreuliche Nachrichten dieser Tage einen frohen Übergang in das neue Jahr.

Wir bleiben zuversichtlich, bleiben Sie es auch.

Ihr

Conrad Bölicke, Jakob Steffens und das arteFakt-Team

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Informationen zum Patenschafts-Olivenhain Palombaio

Wilstedt, 30. Oktober 2024
Guten Tag liebe Olivenbaum-Patinnen und -Paten und Mitglieder,
gerade sind wir aus Apulien von unserem Patenschafts-Olivenhain und Landschaftsmuseum in Palombaio zurückgekommen, und es gibt Interessantes zu berichten.

In den letzten „Auskünften“ hatten wir mehrfach über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Olivenlandwirtschaft berichtet und darüber, wie wir gemeinsam mit den Oliviers in der Agroforstwirtschaft nach Lösungen suchen, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Auch wenn es bereits etliche Projekte gibt, die Agroforstwirtschaft in der Praxis erproben, sind die Herausforderungen in ihrer Komplexität so vielfältig, dass es für die Olivenlandwirtschaft noch keine Vorlagen gibt, die wir einfach übernehmen könnten. Für alle Ideen müssen wir zunächst mit kleineren Pilotprojekten eigene Erfahrungen sammeln und ihre Umsetzbarkeit erkunden.

Bei unserem letzten Weiterbildungstreffen mit den Oliviers sowie den uns beratenden Fachexperten und -expertinnen verabredeten wir, dass alle Oliviers auf ihren Olivenhainen eine begrenzte Fläche von 3 x 4 Olivenbäumen markieren und auf dieser Fläche, im Umfang eines kleinen Gartens, verschiedene Versuche durchführen werden. In diesem Zuge haben wir uns entschieden, auch den Patenschafts-Olivenhain als „Versuchslabor“ mit einzubeziehen.

Für die Konzeption der Versuche, deren Begleitung und Auswertung haben wir eine Agroforst-Fachgruppe gebildet, deren Leitung Michele Librandi (Olivenöl No.3) als diplomierter Agronom übernommen hat.

Unsere jüngste Reise nach Apulien diente der Umsetzung eines ersten Pilotprojekts auf einem kleinen Teil der zwei Hektar großen Fläche des Patenschafts-Olivenhains. Mit dabei waren Giuseppe Lombardi aus Andria (Olivenöl No. 7 grün), Davide Colasanto aus Ruvo (Humusproduzent und Regenwurmzüchter), Domenico Angelini aus Trivio (Erhaltungszüchter alter Sorten von Hülsenfrüchten) und fleißige Helfer, darunter Olivenbaumpatin Ute aus Bremen, die sich so in den Olivenhain verliebt hat, dass sie dort ihren siebzigsten Geburtstag feiern wird.

 

 

Humusaufbau, Wasserspeicherfähigkeit, Biodiversität – das sind die Schwerpunkte der ersten Versuchsreihe. Auch wenn der Patenschafts-Olivenhain in seiner Gesamtanlage noch immer einer Gartenanlage mit verschiedensten Nutzpflanzen gleicht und nicht zu einem monokulturellen Hain ausschließlich mit Olivenbäumen entwickelt wurde, gibt es auch hier große Flächenanteile, die nicht genutzt werden. Früher weideten dort Schafe. Anders als in den meisten monokulturellen Hainen lassen wir hier Wildgräser und -kräuter wachsen und halten den Boden nicht „nackt“. Doch das allein reicht nicht mehr aus, um den immer längeren Trockenperioden mit hohen Temperaturen zu trotzen. Wiesen sind starke Wasserverbraucher, und vertrocknete Gräser schützen den Boden nur wenig.

Um die Böden resistenter gegen Trockenheit und Hitze zu machen, was letztlich auch den Olivenbäumen hilft, wird eine durchdachte Bewirtschaftung erforderlich sein. Dabei setzen wir auf Pflanzensynergiegemeinschaften, die sich weitgehend selbst und gegenseitig dabei unterstützen, mit den veränderten Klimabedingungen zurechtzukommen. Im besten Fall können einige dieser Pflanzen sogar zusätzlichen Ertrag bringen, während andere ausschließlich dem Ziel der Widerstandsfähigkeit dienen. Künftige Oliviers werden sich damit zu Mischlandwirten entwickeln müssen, was erhebliche Veränderungen in ihrem Lebensrhythmus mit sich bringen wird. Neben der materiellen Herausforderung des landwirtschaftlichen Transformationsprozesses wird auch die mentale Transformation nicht weniger anspruchsvoll sein und vermutlich ähnlich lange dauern wie das Wachsen eines Baumes, bis er Schatten spendet.

Dem Patenschafts-Olivenhain kommt mit seiner Laborfunktion eine größere Rolle zu, als wir bisher angenommen haben. Hier sind wir frei von den wirtschaftlichen Zwängen, die unseren Alltag bestimmen, und können mutig experimentieren.

Ein Olivenbaum kann sehr tief reichende Wurzeln bilden. Steht er jedoch allein ohne pflanzliche Nachbarn, tut er das nicht und bildet eher flachere Wurzeln. Daher setzen wir auf den ersten Versuchsflächen Büsche, die nicht tief wurzeln können, neben die Olivenbäume. Diese zwingen den Olivenbaum, tiefer zu wurzeln, wo er weniger Konkurrenz hat und die feuchteren Bodenschichten erreicht. Zwischen den Büschen verändert sich der Boden; bei Wind sammeln sich dort Blätter und kleine Zweige, die den Boden bedecken, ihn feuchter halten und eine Mikrowelt von Kleinstlebewesen schaffen. Diese finden hier Nahrung, lockern den Boden, lüften ihn, bilden Humus und versorgen ihn mit Nährstoffen. Wir haben mit Rosmarin, Salbei, Lavendel und Kräuterbüschen begonnen, die zum Teil auch ätherische Düfte verströmen. Diese Düfte locken Nützlinge an, halten Schadinsekten fern, schaffen neue Lebensräume und fördern so die Biodiversität. Trotz mehrfacher Bewässerung haben sich Lavendel und Salbei jedoch nicht bewährt, da sie den hohen Temperaturen nicht standhalten konnten. Eine intensivere Bewässerung würde unser Ziel, signifikant weniger Wasser zu verbrauchen, verfehlen. Deshalb haben wir sie teilweise durch andere, buschigere und höher wachsende Pflanzen ersetzt und hoffen nun auf bessere Ergebnisse.

Die bisherigen Brachflächen zwischen den Olivenbäumen sollen zukünftig zu Wirtschaftsflächen mit Nutz- und Ertragspflanzen werden. Auf Anraten von Domenico haben wir zunächst mit Leguminosen begonnen. Sie sind Stickstoffsammler und lockern verdichtete Böden auf. Zusätzlich haben wir ein kleines Gemüsebeet angelegt und experimentieren mit Permakulturmethoden zum Bodenschutz. Dabei werden als Unterlage für grob verrottete Olivenblätter Äste auf den Boden gelegt, die einer Verdichtung der Bodenoberfläche entgegenwirken. Unter diesem „Dach“ entsteht bald ein reges Bodenleben von Mikroorganismen und Kleinlebewesen, die den Boden auflockern, ihn fruchtbarer machen und feuchter halten.

Die erste, skeptische Reaktion der Oliviers auf dieses Konzept war: „Ja, und wie lege ich dann meine Netze bei der Ernte aus? Und wie kann ich mit dem Traktor überall durchfahren?“ Diese Reaktion zeigt deutlich die doppelte Herausforderung, der wir uns gegenübersehen: die landwirtschaftliche und die mentale Transformation. Der Patenschafts-Olivenhain als Experimentallabor wird hier von großer Bedeutung sein. Mit dem Heranwachsen der Pflanzen werden wir neue Wege und praktische Lösungen entwickeln müssen, wie diese Prozesse funktionieren können. Bei den ausgewählten Nutzpflanzen, die jährlich geerntet werden, wird es darauf ankommen, ihre Vegetationszeiten und -rhythmen so abzustimmen, dass sie sich in der Aussaat und der Ernte ablösen und nicht parallel zueinander entwickelt werden.

Der 1-Euro-Museumstaler, den wir wegen all dieser klimatischen Herausforderungen kürzlich in den 1-Euro-Klimataler umbenannt haben, bleibt dabei im Hintergrund erhalten. Unsere Laborversuche greifen in vielfacher Weise auf die Wiederentdeckung alter Pflanzensorten und landwirtschaftlicher Kulturen zurück. Damit rücken wir den Boden und das Bodenleben wieder in den Mittelpunkt der Landwirtschaft – ein Aspekt, der über Jahrzehnte vernachlässigt wurde. Realistisch betrachtet, können wir damit zunächst nur Einfluss auf das Mikroklima gewinnen (siehe unsere Klimaleiter), und es wird fünf bis fünfzehn Jahre dauern, bis sichtbare und nachhaltige Erfolge erzielt werden. Wie immer ist es viel leichter, etwas zu zerstören, als es wieder aufzubauen.

Wir freuen uns, dass wir auf dem Olivenhain dank Ihrer Namensschilder über 180 Paten für jeweils einen Olivenbaum haben. Alle Bäume sind bereits vergeben. Wenn Sie uns auf unserem Klimaweg unterstützen möchten, erzählen Sie davon und klicken bei Ihrer Bestellung ab und zu einen 1-Euro-Klimataler mit an. Die Summe vieler kleiner Beträge hilft uns sehr bei der Finanzierung all dessen, was Sie auf den Bildern sehen. Wer im engen oder weiteren Sinne über fachliche und wissenschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten zu dieser Thematik verfügt und uns gelegentlich beraten oder sich der Agroforst-Fachgruppe anschließen möchte, ist herzlich willkommen.

Das ZDF hat sich für seine Sendereihe „Plan B“ für unsere Aktivitäten interessiert und vier Drehtage in Wilstedt, bei den Geschwistern Librandi in Kalabrien und auf unserem Patenschafts-Olivenhain in Palombaio in Apulien verbracht. Wir informieren Sie rechtzeitig, wann der Film gezeigt wird.

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Im Zeichen des Klimas – drei Sommerreisen zu unseren Oliviers

Schon bei dem Weiterbildungstreffen zeichnete sich ab, dass die größte Herausforderung für die Oliviers erneut die Klimasituation werden wird. So erhielt Dimitrios Sinanos bereits während des Treffens die Nachricht von nahezu 40°C bei sich zu Hause in Klenia auf dem nördlichen Peloponnes.

In den Tagen und Wochen danach erhielten wir weitere Berichte der Oliviers über die Situation zur Olivenblüte und den ersten Fruchtansätzen. Es ergibt sich daraus ein gemischtes Bild, viele klagten über Wassermangel und zu früh einsetzende hohe Temperaturen, die Blüten und Fruchtansätze geschädigt haben. So entschieden wir uns schon jetzt für Besuche, um uns selbst ein Bild davon zu machen und uns gegebenenfalls frühzeitig über notwendige Hilfsmaßnahmen auszutauschen.

 

Katalonien – Spanien

Josep Maria und Flavia trafen wir in ihrer neuen Mühle an, wo Josep die Sommerpause zu ihrer weiteren Fertigstellung nutzte. Nicht unüblich ergaben sich nach ihrer erstmaligen Nutzung bei der letzten Ernte noch Notwendigkeiten für kleinere Verbesserungen an der Technik und den Räumlichkeiten für die Abläufe des gesamten Arbeitsprozesses. Als größeres Projekt zur Entwicklung einer abfallfreien Olivenmühle wird es in den nächsten Jahren weiterhin zu Veränderungen kommen, für die dann wieder die Sommerpause genutzt werden wird. So besprachen wir auch die Fortsetzung der ersten Forschungsaktivitäten bei der kommenden Ernte, die wir in Kooperation mit dem Olivenmühlenhersteller GEA Westfalia in Oelde hier durchführen. Es geht dabei um die Erfassung und stoffliche Zusammensetzung aller Bestandteile der Olive und ihrer Veränderungen in den einzelnen Abschnitten des Mühlenprozesses.

 

Ein Winter ohne Regen

Ein anschließender Besuch in den Olivenhainen der Umgebung zeigte uns die Wirkung des ausgebliebenen Regens im Winter und der anhaltenden Trockenheit, sowie die Schutzlosigkeit des Bodens in der bisher üblichen Anbauweise der Olivenlandwirtschaft.

Bilder, die sich uns beim Durchstreifen der Olivenhaine immer wieder boten, vertrocknete Blüten, kümmerliche Fruchtansätze und manche Bäume trugen auch etwas mehr.    

 

Von allen Pflanzen bereinigte Böden können der Trockenheit nichts entgegen setzten. Auch die ausgelegten Wasserschläuche sind dann nutzlos und bleiben leer, weil hier alles verfügbare Wasser zunächst dem Tourismus vorbehalten ist. Bei großer Trockenheit bleibt dann nur wenig oder gar nichts für die Landwirtschaft übrig.

 

Josep berichtet, dass die Situation nicht einheitlich sei, während in manchen Regionen die Bäume aussehen wie hier auf den Bildern, gibt es in anderen einen durchschnittlich normalen Olivenbehang. Erst im September wird man sehen, welchen Ertrag es geben wird, dass er gut wird glaubt Josep aber eher nicht.

Bessere Nachrichten kommen aus Andalusien. Nach der Trockenheit im letzten Jahr mit großen Ernteausfällen hat es dort jetzt viel geregnet und die Stauseen sind wieder mit 70% Wasser gut gefüllt, was eine gute Ernte erwarten lässt.

 

Winzer und Oliviers leiden gemeinsam

Unsere Zeit reichte noch zu einem Ausflug in die Hochebenen des Priorats und des Montsants zur Wein-Cooperative Capçanes und Jürgen Wagner. Auf dem Weg dorthin wurde das ganze Ausmaß der Trockenheit in den leeren Stauseen sichtbar, die nur noch mit 5% Wasser gefüllt waren. Den Winzern geht es damit ebenso wie den Olivenlandwirten. Die Trockenheit hat die Reben nicht richtig wachsen lassen und Jürgen zeigte uns die nur klein ausgebildeten Trauben, die an ihnen hingen. Jürgen blickt aber nicht nur pessimistisch auf die Trauben, er sprach von Glück, dass die zu dieser Jahreszeit unüblich geringen Temperaturen von nur knapp über 20° Celsius den Pflanzen gerade gegen die Trockenheit helfen.

 

 

 

 

Peloponnes – Griechenland 

Mit dem Credo des Weiterbildungstreffens „ohne Boden ist alles nichts“ wollten wir uns nicht nur ein eigenes Bild von den Olivenhainen im Norden des Peloponnes bei Dimitrios und im Süden bei der Kooperative Eleonas machen, sondern auch das Humuserde-Projekt von Dr. Eisenbach besuchen.

Auch Dimitrios trafen wir bei der Arbeit, neben seiner Mühle brachte er gerade zwischen den Olivenbaumreihen Zucchinisamen in die Erde. Gewissermaßen eine Notmaßnahme, die Trockenheit hatte zusammen mit den hohen Temperaturen erneut einen großen Teil der Olivenblüten vertrocknen und verbrennen lassen. Lediglich auf den wenigen Hainen, die er bewässern kann, konnten sich Oliven bilden. Dimitrios erwartet damit erneut nur einen Ertrag von 15 bis 20% Oliven. So wie ihm geht es allen in der Region.

 

 

 

Auf den bewässerten Hainen zeichnet sich eine mittelmäßig gute Ernte ab.

 

Auf einem nicht bewässerten Olivenhain zeigt uns Dimitrios die Trockenschäden. Die Blüten sind hier nicht nur vertrocknet, sondern z.T. durch die Hitze auch verbrannt. Das hat auch manche Triebspitzen der Zweige erfasst, die dadurch in diesem Jahr nicht mehr wachsen werden. Das hat bereits Folgen für das nächste Jahr, weil sich Blüten immer nur an den einjährigen Trieben bilden.

 

Ein kleiner Lichtblick – die Aprikosen-Konfitüre

Bei unserem Eintreffen war es gerade der letzte Tag, an dem die ganze Familie die letzte Partie ihrer beliebten Aprikosen-Konfitüre herstellte. Durch die früher als sonst einsetzende Blütezeit der Aprikosen waren die Früchte bereits vor dem Einsetzen der Hitzewelle gut entwickelt, so dass sie diese unbeschadet überstanden. Dimitrios konnte damit eine quantitativ und qualitativ besonders gute Ernte der Aprikosen einbringen. Frühzeitig hatten wir ihn gebeten die doppelte Menge an Konfitüre herzustellen, um ihm unter dem Motto „Aprikosen statt Oliven“ zur Herbst-Kampagne solidarisch zu helfen seine absehbaren Verluste der Oliven etwas abzumildern.

 

 

Zwei Seminartage im Biocycling Park in Kalamata

Bereits beim Weiterbildungstreffen war Dimitrios von den Vorträgen zur Herstellung von Humuserde und dem biozyklisch-veganen-Anbau auf ihr, nach der Methode des Agrarwissenschaftlers Dr. Eisenbach, angetan und war nun darauf gespannt, ihn in Kalamata zu treffen und sein Projekt nicht nur in Bildern zu sehen. Die Verwendung von 35% Oliventrester und 20% Olivenblättern zur Herstellung der Humuserde ist für Olivenmüller wie Dimitrios besonders interessant. Der Verzicht auf tierische Exkremente bei der Kompostierung erfordert weitere Zusätze aus Gemüse- und Gemüsepflanzenresten zu denen Dimitrios in seinem Dorf einen Zugang hätte. Auf der Fahrt nach Kalamata holten wir noch Nikos ab, den Vorsitzenden der Kooperative Eleonas und er hatte bessere Nachrichten zu den Oliven dabei. In ihrer Region um Pylos und auf der Hochebene von Gargaliani hatte es im Winter geregnet, sie haben keine ausgeprägte Trockenheit und die Blüten haben Früchte angesetzt, so dass eine normal gute Ernte zu erwarten ist.

Zusammen verbrachten wir mit Johannes Eisenbach zwei spannende Tage in seinem Biocycling Park. Das Thema wird uns noch länger beschäftigen und wir stellen das geplante Klima-Versuchsprojekt bald ausführlicher vor, wenn Dimitrios es zur nächsten Vegetationsperiode beginnt und arteFakt ihn dabei unterstützen wird. Mit den folgenden Bildern vermitteln wir einen ersten Eindruck.

 

 

 

 

Apulien, Abruzzen & Umbrien – Italien

Kurz vor der Abreise nach Apulien erreichte uns noch eine Nachricht von Gunther und Klaus Di Giovanna von Sizilien zu ihrer Situation: „Das Jahr ist nicht sehr produktiv, weil wir dieses Jahr 60% der Olivenbäume beschnitten haben und die Dürre im Winter und Frühling uns nicht hilft. Wir hoffen sehr auf Regen Ende August und Anfang September, der die Situation verbessern könnte, aber das ist natürlich nur eine Hoffnung. Regelmäßig wässern wir die Bäume und das hilft das Problem zu reduzieren. Eine bessere Prognose wird es erst im September geben können.“

In Bitonto wartete schon Michele Librandi auf uns, er war aus Kalabrien angereist, weil wir mit ihm die Aufnahme der Arbeit unserer kürzlich gegründeten Agroforst-Fachgruppe besprechen wollten, für deren Leitung wir Michele gewinnen konnten.

 

Ernteschwaches Jahr und Trockenheit im Süden

Im letzten Jahr hatten Kalabrien und Apulien eine außerordentlich gute Olivenernte. Einer guten Ernte folgt im Jahr darauf die Erholung der Bäume mit einem schwächeren Ertrag, was ein natürlicher Biorhythmus ist. Michele Librandi aus Kalabrien, Giuseppe Lombardi aus Andria und Giulio Sciascia aus Minervino berichten alle, dass die Trockenheit weniger die Blüten betroffen hat, als dadurch jetzt das Wachstum der Fruchtansätze gefährdet ist.

 

Palombaio

Bei einem Besuch unseres Patenschafts-Olivenhains und Landschaftsmuseums in Palombaio konnten wir im Landschaftsbild die Auswirkungen der Trockenheit sehen, vieles an Pflanzen war vertrocknet, dann wurden wir jedoch von unseren Olivenbäumen mit vielen und gut gewachsenen Oliven überrascht. Es überraschte auch Michele, da wir den Hain ja nicht bewässern können.

Bild 1: Bei Regen wird manches wieder grün, etliche Pflanzen werden aber neu gesetzt werden müssen.

Bild 2: Bereits gut gewachsene Ogliarola-Oliven, die eine gute Ernte andeuten.

Andria

Wie Dimitrios auf dem Peloponnes hatte auch Giuseppe Glück mit einer guten Ernte seiner Pfirsiche und Nektarinen, sie reifen bei der Hitze aber schneller und die Ernte beginnt daher bereits morgens um 4.00 Uhr und wird vor der einsetzenden Mittagshitze beendet.

 

Hier trafen wir auch unser Genossenschaftsmitglied, Marco aus Bayern, der zur Obsternte angereist war, um beim Ernten mit Giuseppe italienisch zu lernen.

 

Minervino Murge

Weiter ging es nach Minervino Murge um Mauro zu beglückwünschen, er war erneut zum Vorsitzenden der Cooperative Emanuel De Deo gewählt worden. In der Cooperative hatten sie gerade den Hartweizen eingebracht und Giulio berichtete enttäuscht, dass die Trockenheit nur einen mäßigen Ertrag erbracht hatte. Wir waren hier nicht nur wegen der Oliven, die Cooperative könnte ein Partner für erste größere Pilotprojekte zur Humuserde und zur Gewinnung von Pflanzenkohle im Rahmen unserer Projekte der Kreislaufwirtschaft sein und an beidem haben sie Interesse.

Zum Abschluss trafen wir noch unseren langjährigen Freund Antonio Ippolito, den Vorsitzenden des Heimatvereins von Minervino, der nach langer und schwerer Krankheit wieder gut dabei und fast der Alte ist und wieder die Kraft hat, den Jugend-Fussballaustausch von Minervino mit unserer Samtgemeinde in Gang zu bringen. Wir freuen uns darauf.

 

Bild 1: Mauro und Giulio von der Cooperative DeDeo.

Bild 2: Antonio Ippolito

 

Castilenti in Umbrien

 

Weiter ging es nach Castilenti in die Abruzzen zu den Tini`s, wo sich die ganze Familie für uns eingefunden hatte. Daria und Dora, die Mütter von Vincenzo und Roberta hatten sich wieder ins Zeug gelegt und ein üppiges Fisch- und Meeresfrüchteessen vorbereitet. Vincenzo wies noch darauf hin, dass die Sauce aber von seinem Vater Bruno gemacht wurde, das könne keiner so gut wie er.

Roberta tischt auf – mehr Italien geht nicht.

 

 

So liebevoll und genussvoll die Speisen für uns immer zubereitet werden, sind sie doch eine der Anstrengungen der Besuche, weil es immer zu viel ist und es schwer fällt das gastfreundliche Nachfüllen der Teller abzuwehren.

Auch hier in den Abruzzen erwarten Vincenzo und Roberta keine üppige Ernte, aber wenn das Wetter keine Kapriolen schlägt, wird es für sie und uns reichen. Mit ihrer kleinen Olivenmühle interessieren sich beide auch für das Projekt der Humuserde, weil sie mittlerweile an die Abnehmer des Oliventresters Geld bezahlen müssen und eine Selbstverwertung Vorteile bringen könnte. Wir informierten sie über unseren Besuch in Kalamata und erörterten die Möglichkeiten für eine Umsetzung hier in Castilenti, dann ging es schon wieder weiter nach Umbrien.

 

Trivio in Umbrien

Hier in dem kleinen Ort in 900 Meter Höhe, wo die Straße in den Sibillinischen Bergen endet, empfingen uns nicht nur Gloria und ihre kleine Tochter Lucrezia mit großer Freude, sondern endlich auch angenehme Temperaturen. Statt 37 bis 38°C, die uns bisher begleitet hatten, waren es hier für uns gewohnte sommerliche 28°C und am Abend mussten wir bei 21°C Kühle sogar einen Pullover überziehen.

Gloria Angelini mit Tochter Lucrezia (9 Monate alt) und Klaus Haase, unser langjähriger Dolmetscher und ehemaliger Leiter der Reisen nach Italien.

 

Domenico und Antonio kamen erst spät von der Baustelle, sie errichten gerade eine größere Lagerhalle und die Ernte der Lenticchie war bereits im Gange, zu der uns Domenico am nächsten Morgen mitnahm.

 

In über 1.000 Meter Höhe wachsen hier die Berglinse Lenticchie und die Urerbse Roveja. Die Lenticchie ist bereits gemäht, die Roveja braucht aber noch Zeit und Domenico lässt uns von ihnen kosten, die noch grün bereits schon sehr gut schmecken.

 

Bettona in Umbrien

Die letzte Station und leider nur mit Zeit für einen kurzen Besuch waren Graziano und Romina Decimi.

Sie und auch ihre Tochter Margherita konnten in diesem Jahr nicht zu dem Weiterbildungstreffen kommen und so waren die wenigen Stunden vollgepackt mit Informationen zu den dort behandelten Themen und Ergebnissen. Wie in den Abruzzen erwarten Graziano und Romina keine so drastischen Ernteeinbußen wie in anderen Regionen. Die Trockenheit macht sich auch hier bemerkbar, die Blüte war aber gut und es haben sich die ersten Fruchtansätze schon gut zu Oliven entwickelt.

 

 

Die Reise ist zu Ende und von Bologna aus geht es zurück nach Bremen. Zur Olivenernte kommen wir dann wieder zu unseren Freunden und Oliviers zurück, dann um die Oliven zu ernten.

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